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2019 soll der Schienenausbau starten

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Die Vorzugstrasse der DB Netz AG verläuft auf Fehmarn entlang der bestehenden Trasse. Erst im Bereich Großenbrode weicht sie vom bisherigen Verlauf ab. Sie wird an die B 207 verlegt und knickt in Höhe Mittelhof nach Süden ab. © Fehmarn24/DB Netz AG

FEHMARN -hö- 2,2 Milliarden Euro soll die Hinterlandanbindung einschließlich einer neuen Fehmarnsundquerung – wie auch immer die Variante einmal aussehen wird – kosten. Dieser Betrag geht nicht auf eine Kostenschätzung der Deutschen Bahn AG zurück, sondern sie sei eine aus dem Bundesverkehrsministerium stammende Größe, auf die sich Frank Limprecht, Leiter Großprojekte der DB Netz AG, bezog, als am Dienstagnachmittag im Bad Schwartauer Rathaus die Vorzugstrasse für die Hinterlandanbindung vorgestellt wurde.

In Stein gemeißelt ist dieser vorgeschlagene Trassenverlauf nicht, doch die Bahn-Experten ließen gestern durchblicken, dass bereits geringe Verschiebungen um 100 Meter zur Seite Abweichungen auf einer Länge von zwei bis drei Kilometern verursachen können. Eine erste Kostenermittlung auf Basis der Vorplanung und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung will die Bahn bis Ende des laufenden Jahres vornehmen. Anschließend geht‘s in die Detailplanung, um die Planfeststellungsunterlagen zu erstellen. Dies erfolgt laut Limprecht in sieben Plan- feststellungsabschnitten, wobei diese Abschnitte, je nach Komplexität, in keiner vorbestimmten Reihenfolge in Angriff genommen werden sollen: 1. Bad Schwartau bis Scharbeutz, 2. Sierksdorf bis Altenkrempe, 3. Schashagen bis Damlos, 4. Oldenburg bis Göhl, 5. Heringsdorf bis Großenbrode, 6. Fehmarn, 7. Güterbahnhof Lübeck.

Die DB Netz AG hofft, mit einem ersten Bauabschnitt Mitte bis Ende 2019 beginnen zu können. Ende 2024 soll dann die komplette Strecke von Lübeck nach Puttgarden zweigleisig elektrifiziert ausgebaut sein. Große Unbekannte bleibt noch eine neue Fehmarnsundquerung, deren Fertigstellung laut Limprecht möglichst nah an 2024 heranreichen sollte, doch hier ist die Bahn noch dabei, die Varianten zu untersuchen. Allein die Umweltuntersuchungen im Fehmarnsund dürften nach Angaben von Bahnsprecherin Maja Weihgold bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen.

Planer Marc Höffler von der DB Projektbau GmbH teilte mit, dass die Bahn bei der Festlegung der Vorzugstrasse möglichst nah an der Variante aus dem Raumordnungsverfahren (ROV) geblieben sei. Aus seiner Sicht gibt es drei größere Abweichungen.

Die erste im Bereich Ratekau, wo die Trasse unmittelbar an die Ostseite der A 1 entlanggeführt wird. Hier war zunächst eine Verschwenkung in Richtung Osten vorgesehen, die hätte allerdings für eine Zerschneidung von Ackerflächen geführt. Kleiner Nachteil: Der neue Bahnhof von Timmendorfer Strand wird noch etwas weiter außerhalb liegen.

Die zweite größere Änderung wird die Trassenführung in Höhe Scharbeutz sein. Die Schiene liegt nun nicht mehr westlich der A 1, sondern aufgrund eines FFH-Gebiets östlich. Positiver Nebeneffekt: Der Bahnhof Sierksdorf bleibt erhalten, und über ihn wird auf der alten Strecke auch Neustadt erreicht, während die neue Trasse ab Haffkrug weitergeführt wird entlang der A 1 bis nach Oldenburg.

Hier weicht die Trasse von der ROV-Variante ab und wird etwas weiter nach Osten verlagert. Im Bereich des Naturschutzgebietes Oldenburger Bruch sei entgegen ersten Planungen kein bis zu neun Meter hoher Damm mehr erforderlich, sondern es würde jetzt auf einer Länge von zwei bis drei Kilometern ein zwei bis drei Meter hoher Damm ausreichen. Erkauft wird dies allerdings dadurch, dass das Naturschutzgebiet für landwirtschaftliche Fahrzeuge nur noch über eine einzige Zufahrt zu erreichen ist.

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Im Bereich Großenbrode wird in Höhe der Aral-Tankstelle die Schienentrasse (rot) an die B 207 herangeführt. © Fehmarn24/DB Netz AG

Im Bereich Großenbrode bleibt es dabei, dass die neue Trasse an Lütjenbrode vorbei an die B 207 herangeführt wird, um die Schiene aus dem Großenbroder Dorfkern herauszubekommen. In Höhe der jetzigen Aral-Tankstelle wird das Gleis dann wieder auf die alte Trasse geführt. Wie diese aber letztendlich fortgeführt wird, hängt auch von der zukünftigen Fehmarnsundquerung ab. Aus Sicht der Bahn sei das machbar. Auf Fehmarn folgt die neue Trasse dem Verlauf der alten. Nach Auskunft der DB Netz AG müssen entlang der gesamten Strecke nur fünf bis acht Gebäude weichen.

Für die neue Hinterlandanbindung, die für eine Geschwindigkeit von 160 km/h ausgelegt sein soll, sind 18 Bahnübergänge, 40 Eisenbahnbrücken und 36 Straßenbrücken zu errichten. Handelt es sich um einen kompletten Neubau, dann zahlt der Bund die gesamten Kosten, wird die Trasse jedoch als Ausbau der bestehenden Trasse eingestuft, sind die Kosten für die Bauwerke laut Eisenbahnkreuzungsgesetz nach dem Verursacherprinzip aufzuteilen und zu dritteln: Bund, Schiene und Straßenbaulastträger.

Was Neubau ist und was nicht, das müsse laut Bahn noch abgestimmt werden. Das letzte Wort dürften die Juristen haben. Um der interessierten Öffentlichkeit den Planungsstand vorstellen zu können, veranstaltet die Deutsche Bahn vom 15. September bis zum 1. Oktober eine sogenannte Roadshow. An acht ausgewählten Orten wird sie dann jeweils von 14 bis 19 Uhr vor Ort sein, um Auskünfte über das Milliardenprojekt zu geben.

Termine für die Roadshow

Die Termine im Nordkreis finden am 22. September (Dienstag) in Oldenburg (Land, Sitzungszimmer), am 23. September (Stadt, Sitzungszimmer), am 30. September (Mittwoch) in Großenbrode („MeerHuus“) und am 1. Oktober (Donnerstag) in Burg (Senator-Thomsen-Haus) statt. Pläne sollen nach Auskunft von Bahnsprecherin Maja Weihgold ab der kommenden Woche im Internet unter www.anbindung-fbq.de abrufbar sein.

Enttäuscht von der Präsentation zeigte sich Hendrick Kerlen, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen eine Feste Fehmarnbeltquerung. Gemeinsam mit Vertretern aus Kommunen, Verbänden und Vereinen war er bereits am Vormittag über die Planungen unterrichtet worden. „Eine misslingene Veranstaltung“, so Kerlen, der bemängelte, dass der Trassenverlauf aus Zeitgründen nur von Lübeck bis Neustadt vorgestellt worden sei. Als bedenklich bezeichnete er, dass mitgeteilt worden sei, dass das Bundesverkehrsministerium darüber nachdenke, die Trasse zumindest in Teilbereichen auch auf eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h durchprüfen zu lassen. Dann müsste der Unterbau ein ganz anderer sein, so Kerlen, dem die noch nicht festgelegte Abgrenzung von Neubau- und Ausbautrasse Sorgen bereitet.

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