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Energiepflanzen in Avendorf: Bienenfreundliche Biomasse

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Von: Reinhard Gamon

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Silphie-Feld auf Fehmarn
Früh übt sich … Der potenzielle landwirtschaftliche Nachwuchs mit Fiete Marquardt und Aki Serck-Scheel aus Avendorf nutzt den Hochsitz, um aufs Silphie-Feld zu schauen. © Carsten Marquardt

Landwirt Carsten Marquardt nutzt auf seinen Flächen auf Fehmarn die Durchwachsene Silphie, um Biomasse zu bekommen. Auch für Insekten wie Bienen ist die Pflanze ein Segen.

Fehmarn – Landwirt Carsten Marquardt aus Avendorf hat im vergangenen Jahr auf zwei jeweils 1,5 Hektar großen Flächen die Durchwachsene Silphie angebaut. Dabei handelt es sich um eine Pflanze, die in den gemäßigten Regionen Nordamerikas beheimatet und aufgrund der großen Biomasseproduktion als Energiepflanze bekannt ist. Einerseits nutzt er die Ernte als Biomasse, andererseits sind die ab dem zweiten Jahr in Blüte stehenden Korbblütler ein wahres Geschenk für die Insekten, besonders auch für die Bienen.

Ab dem zweiten Jahr wird geerntet

Im ersten Jahr bildet die Pflanze nur eine Rosette, und man kann Silphie noch nicht ernten. Das ändert sich aber ab dem zweiten Jahr. Carsten Marquardt erläutert: „In der Regel ist die Etablierung der Pflanze hier bei uns in der Region sehr schwierig, aber das Wetter mit einer guten Wasserversorgung im letzten Jahr hat den Bestand sehr gut wachsen lassen. Ab dem zweiten Jahr, also jetzt, kann eine Ernte des Produkts stattfinden. Die Kultur bleibt für zehn Jahre auf der Fläche stehen und muss nur einmal im Jahr gedüngt werden. Ansonsten wird die Biomasse nur geerntet und das Unkraut selbst überwuchert die Pflanze durch ihren schnellen Wuchs.“

Nach der Etablierung des Bestandes bieten die Pflanzenfelder den Insekten bis spät ins Jahr viel Nahrung. Der Bestand blüht von Juli bis in den September hinein. Eine Zeit, in der zum Beispiel die Bienen sonst nicht allzu viel Nahrung finden. Wie Carsten Marquardt weiter informiert, hat ein Imker der Insel Fehmarn bereits an den beiden Anbauflächen nahe des Ortsteils Fehmarnsund seine Bienen platziert.

Anbau ist auch mit Risiko behaftet

Trotz vieler Vorteile ist der Anbau, auf den sich der Landwirt aus Avendorf eingelassen hat, mit Risiko behaftet. Die Samen der Silphie keimen sehr schwer, zusätzlich schlagen hohe Saatgutkosten zu Buche. Erst einmal schreckt der Anbau bei seinen Kollegen ab. Der deutlich geringere Ertrag im Vergleich zum Mais ist ebenfalls nachteilig. Carsten Marquardt: „Ich selbst hatte Glück, denn das nasse Frühjahr 2021 hat dazu beigetragen, dass der Bestand sich prächtig entwickelt hat.“

Ende September, parallel zur Maisernte, wird der Bestand gehäckselt und zusammen mit Mais einsiliert. Anschließend wird die Silage in der Biogasanlage vergoren und Strom und Wärme erzeugt.

Hoffen auf Wertung als Stillegungsfläche

Carsten Marquardt, der auch der Jagd nachgeht, erklärt, was ihn persönlich dazu gebracht hat, das Risiko des Anbaus von Silphie auf sich zu nehmen. „Die Silphie steht auf Flächen, auf denen eigentlich nur Maisanbau möglich ist. Der Kaninchendruck ist durch eingeschränkte Jagdzeiten so hoch, dass Winterkulturen wie Raps, Gerste oder Weizen nicht etabliert werden können, da sie schon im Herbst von den Kaninchen aufgefressen werden. Im Zuge der neuen Agrarreform wurde in Aussicht gestellt, dass Flächen mit Silphie als ‚Stilllegung‘ gewertet werden. Bisher ist das aber noch nicht eingetreten. Für mich bedeutet es zukünftig leider, dass rund vier Prozent meiner Flächen brachliegen müssen. Auf diesen Flächen dürfen dann nicht einmal Blühmischungen ausgesät werden.“

Marquardt weiter: „Ich bin aber guter Hoffnung, dass die Silphie noch als Stilllegung anerkannt wird, denn sie kann einen wesentlichen Anteil zur Förderung der Biodiversität leisten. Sie kombiniert gerade für Wildbienen zwei positive Aspekte: Erstens finden sie noch spät im Jahr viel Nahrung, und zweitens werden Bruthöhlen nicht durch eine Bodenbearbeitung im Herbst zerstört, sodass der Bruterfolg deutlich höher ist und die Population kontinuierlich ansteigt.“

Wer die Silphie-Blüte jetzt genießen möchte, ist herzlich eingeladen, auf den eigens gebauten Hochsitzen direkt an beziehungsweise in den Flächen Platz zu nehmen – und den Blick über die gelb-grünen Flächen zu genießen.

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