Erweiterung der Schweinemastanlage: Protest geringer als erwartet

Rund 100 Personen demonstrierten am Dienstag gegen die Erweiterung der Schweinemastanlage auf Fehmarn. Es fand ein Erörterungstermin statt.
- 35 Einwände wurden erörtert.
- Jörg Josef Wohlmann kritisiert Veranstaltungsort und Uhrzeit.
- Provieh bemängelt Brandschutzkonzept.
Heiligenhafen/Fehmarn – Mit weiteren Tier- und Umweltschutzorganisationen sowie Fehmarns Ortsvereinen von Grünen und SPD hatte Provieh dazu aufgerufen, gegen die geplante Erweiterung der Schweinemastanlage in Schlagsdorf sowie der Sauenhaltung und Ferkelaufzucht in Kopendorf zu protestieren (wir berichteten). Für Dienstag hatte Provieh vor dem Kursaal Heiligenhafen eine Demo angemeldet.
Während draußen Spruchbänder in die Höhe gereckt wurden und sich mehrere Vertreter der Organisationen zu Wort meldeten, wurden im Kursaal die letzten Vorbereitungen getroffen für die vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) anberaumte öffentliche Erörterung der 35 Einwände, die sich gegen die Erweiterung der Anlagen richten. Eine Tagesveranstaltung, die sich bis in den Abend hineinzog.
Agrarbetriebswirt Falk Voß-Hagen möchte die Anlage in Schlagsdorf um 2512 auf 9220 Mastschweinplätze erweitern und an diesem Standort wie bisher 3840 Jungsauen halten, sodass die Anlage mit 13060 Tieren bestückt sein wird. Die Anlagen in Kopendorf will Voß-Hagen zu einer zusammenführen, um dort in drei Gebäuden Platz zu haben für 1811 Sauen, 940 Jungsauen und 8026 Ferkel.
Die machen ihr Ding, wir machen unser Ding, das ist in Ordnung.
„Die machen ihr Ding, wir machen unser Ding, das ist in Ordnung“, äußerte sich Falk Voß-Hagen vor dem Kursaal zur Kundgebung. Er zeigte sich überzeugt, dass im Antragsverfahren sämtliche gesetzliche Vorgaben Berücksichtigung gefunden haben und diese erfüllt wurden, sodass eine Genehmigung folgerichtig wäre.
Zur Demo waren weniger Menschen gekommen, als von Provieh im Vorwege erwartet worden war. 150 Personen waren bei den Behörden angemeldet, so Provieh-Pressereferentin Ada Brandt. Es kamen höchstens 100 Menschen. „Wir sind dennoch zufrieden, weil wir ein Zeichen setzen konnten“, so Ada Brandt.
Jörg Josef Wohlmann, der zusammen mit Rainer Schiwek als Vertreter der SPD Fehmarn vor Ort war, übte Kritik am Veranstaltungsort und an der Uhrzeit. Auf Fehmarn wären sicherlich mehr Leute gekommen, morgens um 10 Uhr müssten auch viele arbeiten, haderte Wohlmann. Fehmarns Grünen-Chef Falko Siering, mit dem Fahrrad in die Warderstadt gekommen, hatte immerhin fünf weitere Grüne von der Insel dabei und auch Mitstreiter aus Heiligenhafen mobilisieren können.
Siering machte auf dem Podium deutlich, dass Fehmarns Grüne die Erweiterungspläne ablehnten, da „Massentierhaltung nicht unserem Verständnis von artgerechter Tierhaltung entspricht“. Den Grünen sei bewusst, dass es Nachfrage nach „diesem so produzierten Fleisch gibt“. Den Landwirten wolle man auch nicht sagen, wie sie ihren Job „zu machen haben“, man wolle aber klar den Unmut zum Ausdruck bringen, dass die Entwicklung in eine falsche Richtung gehe, so Siering. Und: „Mehr Tiere bedeutet auch mehr Gülle und erfordert mehr Fläche“, was wiederum maßlos überhöhte Pachtpreise nach sich ziehen würde und „einer von uns gewünschten vielfältigen bäuerlichen Landwirtschaft entgegensteht“.
Diese Form der Haltung hat keine Zukunft.
Patrick Müller, Hauptstadtreferent von Provieh, kritisierte, dass die Erweiterung der Anlage zum Fortbestand alter Haltungsformen mit Spaltenboden und Ferkelschutzkorb beitragen würde. „Diese Form der Haltung hat keine Zukunft“, sagt auch Reinhild Benning, Agrarexpertin der Deutschen Umwelthilfe.
Müller hält zudem das Brandschutzkonzept für unzureichend und bemängelt, dass den Tieren „laut Bauantrag zum Teil signifikant weniger Platz als gesetzlich vorgeschrieben“ zur Verfügung stehe. Müller stellte in seinen Ausführungen auch auf die Trinkwasserproblematik ab, fand es immerhin „sehr löblich“, dass Voß-Hagen ein Regenwasserauffangbecken baue, dass er allerdings die „Kopendorfer Au anzapft“ jedoch nicht.
Diesbezüglich versuchte im Rahmen des Erörterungstermins Matthias Horch von der unteren Wasserbehörde des Kreises Entwarnung zu geben. Er sagte, dass 70 Prozent des Wassers der Kopendorfer Au über die Schöpfwerke weiterhin in die Ostsee abgeleitet würden. Zehn Prozent bräuchte der NABU für die Vernässung seiner Flächen, weitere zehn Prozent die Reetwirtschaft, zehn Prozent würde die Schweinemastanlage benötigen. Weiterhin sei eine Mindestentnahmehöhe von minus 1,10 Meter festgelegt worden, so Horch.
Provieh meldete in diesem Zusammenhang Zweifel an, dass dieses Brauchwasser durch den Antragsteller in Trinkwasser umgewandelt werden kann. Falk Voß-Hagen entgegnete, dass mit einer Testanlage die Aufbereitung bereits „absolut trinkwassertaugliche“ Ergebnisse hervorgebracht habe. Bezüglich der Trinkwasserqualität sicherte Voß-Hagen zu, dem Landeslabor weitere Daten zur Verfügung zu stellen.
Landesamt entscheidet zu einem späteren Zeitpunkt
Am Dienstag gegen 19 Uhr war der Erörterungstermin beendet. Einen Entscheid trifft dass LLUR zu einem späteren Zeitpunkt. Indes bekräftigte Provieh die Absicht, die „Erweiterung der Schweinefabrik“ mit allen Mitteln zu verhindern.