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Fehmarn: Hafen Burgstaaken – „Bleiben Sie der Einsatzstelle fern, es besteht Lebensgefahr“

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Von: Arne Jappe

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Fehmarn Hafen Expolsionsgefahr
Der stv. Fachbereichsleiter Friedrich Rathjen, Bürgermeister Jörg Weber, Wehrführer Dirk Westphal und Linda Lafrenz (v.l.n.r) vom Fachbereich für Hafenangelegenheiten informierten über die aktuelle Situation in Burgstaaken. © Arne Jappe (arj)

Der Hafen Burgstaaken ist weiterhin evakuiert. Im Silo besteht Explosionsgefahr. Der Hafen sollte weiträumig gemieden werden.

Fehmarn – Seit Donnerstag sind Fehmarns Einsatzkräfte, allen voran die Feuerwehr, damit beschäftigt, den Silobrand am Hafen Burgstaaken (wir berichteten) unter Kontrolle zu bekommen. Zunächst hatte es bereits danach ausgesehen. Dass sich die Lage am Wochenende derart dramatisch verschlimmern würde, damit hatte wohl niemand gerechnet. Die Situation ist nach wie vor sehr ernst. In einer am Sonntagvormittag kurzfristig anberaumten Pressekonferenz beschwor Bürgermeister Jörg Weber: „Ich appelliere an alle: Bitte bleiben Sie der Einsatzstelle fern – es besteht Lebensgefahr“, machte Weber nochmals die Brisanz deutlich. Ein Sicherheitsdienst bewache die Absperrzone und werde auch das Betretungsverbot in Zusammenarbeit mit der Polizei durchsetzen. Die Lage bleibt angespannt und gefährlich in Burgstaaken.

Auch am Sonntagvormittag gab es keine guten Nachrichten vom Silobrand in Burgstaaken. ​Die Feuerwehr hat sich an den Rand des 100-Meter-Sperrradius zurückgezogen, die Explosionsgefahr ist weiterhin hoch und im Inneren des Silos brennt es. 

Etwa 20 Anwohner und Urlauber mussten evakuiert werden, für den Bereich rund um den Silo wurde ein Betretungsverbot ausgesprochen. Die Stadt Fehmarn hat eine Hotline eingerichtet, und nun wartet man auf die Hilfe von Fachfirmen, die frühestens am Montagmittag eintreffen und ihre Arbeit aufnehmen können. 

Explosionsgefahr im Silo weiterhin hoch

Der Hafen von Burgstaaken ist weiträumig abgesperrt. An sämtlichen Zufahrtswegen für Autos, Fahrräder oder Fußgänger stehen Absperrungen. Seit gestern Mittag patrouilliert nun ein Sicherheitsdienst, damit niemand Unbefugtes das Gelände betritt. Selbst die Feuerwehr hat sich mit ihrem Fahrzeug an den Rand der 100-Meter-Sperrzone zurückgezogen. 

Seit Donnerstag sind die Einsatzkräfte mit dem Brand im Silo in Burgstaaken beschäftigt (wir berichteten). Als es Freitag hieß, der Brand sei gelöscht, konnte niemand ahnen, dass sich die Lage am Sonnabend dramatisch verschlimmern würde. Zunächst schien alles unter Kontrolle. Auch die Absperr- und Evakuierungsmaßnahmen hatten aufgehoben werden können. 

„Der Betreiber hatte am Freitag Auflagen bekommen, um das kontaminierte Getreide, in diesem Fall Raps, aus den Speicherkammern zu befördern“, sagte Wehrführer und Einsatzleiter Dirk Westphal von der Burger Feuerwehr. Es sollte durchgehend mit einer Messsonde gemessen werden, die von der Feuerwehr bereitgestellt und montiert wurde. 

Laut Feuerwehr hatten Experten eine Entleerung der Kammer bei vier bis sechs Prozent Sauerstoff als gefahrlos angesehen. „Wir hatten am Freitag, nachdem dort in großen Mengen Stickstoff eingeführt wurde, nur noch zwei Prozent an Sauerstoff“, erklärte Westphal. 

Messsonde fällt unbemerkt aus

Die Entleerung der Kammer begann, doch dann fiel die Messsonde unbemerkt aus. Wieso niemand den Ausfall meldete, bleibt bislang unbeantwortet. Die zuständige Hafenbehörde erfuhr von dem Vorfall erst am Sonnabendmittag, sodass Feuerwehr, Hafenbehörde und Bürgermeister entschieden, eine neue Messung mit den Mitteln der örtlichen Feuerwehr durchzuführen. „Wir haben einen Sauerstoffgehalt von fast neun Prozent in der betroffenen Kammer gemessen“, sagte Dirk Westphal. Durch weitere Messungen von Spezialkräften der Gefahrguteinheit der Feuerwehr war nach kurzer Zeit klar: Es muss wieder evakuiert werden, die Explosionsgefahr ist zu hoch.

„In einem Sperrradius von 100 Metern haben wir alle Anwohner und Urlaubsgäste evakuieren müssen“, sagte Bürgermeister Jörg Weber (SPD). Ein Großteil habe sich bereits privat organisiert und somit eine Unterkunft gefunden. „Urlaubsgäste und ein paar Anwohner brauchten dann aber unsere Hilfe, wir haben sie in Unterkünften der Stadt untergebracht“, erklärte Weber. Er bat um Verständnis für die Maßnahmen, aber so eine besondere Lage erfordere auch solche Entscheidungen. 

„Im Sperrradius befindet sich das Hafengebiet mit einigen Gaststätten und wenig Wohnungen“, zeigte sich Bürgermeister Weber erleichtert. Er dankte allen Beteiligten für die unkomplizierte Hilfe und Mitarbeit in dieser besonderen Situation. Die Stadt Fehmarn hat unter der Telefonnummer 04371 506555 eine Hotline für Fragen rund um die Sperrungen und Evakuierungen geschaltet.

Zu gefährlich: Feuerwehr muss sich zurückziehen

 In der Nacht zu Sonntag wurde es dann selbst für die Einsatzkräfte der Feuerwehr zu gefährlich. Die Konzentration des explosiven Gasgemischs im Inneren des Silos stieg rasant. Der Messpunkt war allerdings nicht direkt in der Kammer, also nah am Brandherd, sondern konnte nur über eine Luke im neunten Stock gemessen werden. 

„Wir hatten heute Nacht einen maximalen Wert von 66 Prozent explosivfähigem Gasgemisch“, sagte Burgs Wehrführer Dirk Westphal. Nach Rücksprache mit einem Experten für Silobrände sei davon auszugehen, dass weiter unten in der Kammer noch viel höhere Werte vorhanden sind, so Westphal. 

Daraufhin entschied er, dass seine Einsatzkräfte sich zurückziehen und an den Rand des Absperrradius verlegt werden. „Die Gefahr, dass etwas Schlimmes passiert, ist einfach zu hoch“, erklärte Westphal. Betroffen sind nun zwei Kammern, in denen es definitiv wieder brennt, da dort Temperaturen von etwa 600 Grad gemessen wurden. „Wir haben durch den Rückzug keine Informationen über aktuelle Messwerte“, zeigte sich Westphal besorgt. Das auslaufende Rapsöl, das sich durch die starke Hitzeentwicklung gebildet hatte, konnten die Einsatzkräfte so umleiten, dass davon keine Gefahr für das Hafenbecken ausgeht.

Am Sonntag pumpte ein Spezialgerät etwa 150 Kubikmeter Stickstoff in die beiden betroffenen Kammern, um die Situation stabil zu halten. Eine Spezialfirma in Mitteldeutschland wird dann heute Mittag eintreffen und weiteres Spezialgerät bringen. Der Stickstoff kommt in großen Mengen aus Hamburg, und eine Firma für Messtechnik wird ebenfalls heute ihre Arbeit aufnehmen. 

Wir wollen damit eine dauerhafte Einspeisung von etwa 1500 Kubikmeter Stickstoff erreichen, und auch die Werte sollen ständig überwacht werden

Burgs Wehrführer Dirk Westphal

„Wir wollen damit eine dauerhafte Einspeisung von etwa 1500 Kubikmeter Stickstoff erreichen, und auch die Werte sollen ständig überwacht werden“, zeigte sich Dirk Westphal optimistisch. Die Feuerwehr wird bis zu diesem Zeitpunkt noch vor Ort sein, um bei einer möglichen Explosion sofort einschreiten zu können.

Fehmarns Bürgermeister Jörg Weber machte klar, dass sich die Absperrung und Evakuierungen bis Dienstag nicht ändern werden. „Ich appelliere an alle: Bitte bleiben Sie der Einsatzstelle fern – es besteht Lebensgefahr“, machte Jörg Weber in einer gestern kurzfristig einberufenen Pressekonferenz nochmals die Brisanz deutlich. Ein Sicherheitsdienst werde die Absperrzone bewachen und auch das Betretungsverbot in Zusammenarbeit mit der Polizei durchsetzen, so Weber. Die Lage bleibt angespannt und gefährlich in Burgstaaken.

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