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Heinz Jürgen Fendt und Werner Ehlers verabschieden sich aus der Kommunalpolitik

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Von: Andreas Höppner

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Heinz Jürgen Fendt (l.) und Werner Ehlers
SPD-Fraktionschef Heinz Jürgen Fendt (l.) ist mit Beginn der Wahlperiode 2008 kommunalpolitisch präsent. CDU-Fraktionschef Werner Ehlers blickt auf 25 Jahre kommunalpolitisches Engagement zurück. © Andreas Höppner

Die beiden kommunalpolitischen Schwergewichte Heinz Jürgen Fendt (SPD) und Werner Ehlers (CDU) werden sich nach der Kommunalwahl im Mai ins Private zurückziehen und der jungen Generation das Ruder überlassen.

Fehmarn – Am 14. Mai findet in Schleswig-Holstein die Kommunalwahl statt. An diesem Tag bestimmen die wahlberechtigten Bürger über die zukünftige Zusammensetzung der Kreistage sowie der Stadt- und Gemeindevertretungen. Auf Fehmarn werden 23 Mandate vergeben für die neue Stadtvertretung, die an exponierten Positionen ein verändertes Gesicht bekommen wird. Denn zwei politische Schwergewichte haben schon vor geraumer Zeit ihren Rückzug bekannt gegeben: Werner Ehlers (CDU) und Heinz Jürgen Fendt (SPD).

Die jeweils 71-jährigen Sprecher der zwei größten Fraktionen ziehen sich aus der Kommunalpolitik zurück und überlassen einer jüngeren Generation das Ruder. Gegenüber dem FT machten beide deutlich, dass in ihrem Alter eine Wahlperiode von fünf Jahren eine lange, vielleicht auch zu lange Zeit sei und es nicht der richtige Weg sein könne, sich im Laufe der nächsten Legislaturperiode vorzeitig zu verabschieden. Deshalb ein klarer Schnitt, den sie rechtzeitig öffentlich gemacht haben.

Witt und Heesch fragten: „Machst du mit?“

Mit Ablauf der Wahlperiode wird Werner Ehlers dann auf rund 25 Jahre in der Kommunalpolitik zurückblicken können. Er erinnert sich, dass Matthias Witt und Hans-Joachim Heesch Ende 1997 auf ihn zukamen und ihn fragten: „Machst du mit?“ Da er schon immer politisch interessiert gewesen sei, habe er zugesagt und 1998 in der Gemeinde Bannesdorf seinen Wahlkreis auch direkt gewonnen. „So nahm alles seinen Lauf“, erinnert Ehlers, dem sogleich der Posten des Schulausschussvorsitzenden übertragen wurde. Als Matthias Witt dann ins Altenteil nach Burg gegangen sei, habe er den Fraktionsvorsitz übernommen. Seit 2003, dem Jahr der Verwaltungsreform, führt Ehlers die Fraktion der CDU Fehmarn. Und immer habe er das Direktmandat gewonnen, eine Bestätigung seiner politischen Arbeit. „Das macht einen schon stolz“, gesteht Ehlers.

Nicht ganz so geradlinig lief der politische Einstieg von Heinz Jürgen Fendt. Er startete in der Wahlperiode ab 2008 als bürgerliches Mitglied im Schulausschuss, den Einzug in die Stadtvertretung verpasste er, da Josef Meyer (CDU) den Wahlkreis holte. Fünf Jahre später reichte es wiederum nicht für ein Mandat in der Stadtvertretung. Margit Maaß (CDU) gewann den Wahlkreis knapp, Listenplatz sechs reichte nicht aus, da die Sozialdemokraten sieben Direktmandate holten. Als erster Nachrücker schaffte Fendt 2015 dann aber den Sprung ins Senator-Thomsen-Haus, da Jörg Weber zum Bürgermeister gewählt worden war. Und sogleich übernahm Fendt den Posten des Fraktionschefs. 2018 klappte es schließlich auch endlich mit dem Direktmandat – und das mit großem Vorsprung.

Interessante Zeit als Erster Stadtrat

Seitdem ist der Sozialdemokrat auch Erster Stadtrat und somit erster Stellvertreter des Bürgermeisters. „Das war für mich eine ganz interessante Zeit“, blickt Fendt schon einmal in den Rückspiegel, obwohl er in dieser Funktion noch ein paar Wochen vor sich hat. Bei einigen Dingen „musste man sich revidieren“, gesteht Fendt mit Blick auf das Verwaltungshandeln. Als Stellvertreter des Verwaltungschefs habe man ganz andere Einblicke in die Abläufe, so Fendt. Gelernt habe er dabei, dass man sich als Kommunalpolitiker „immer vorher schlaumachen muss“, um Zusammenhänge kennenzulernen und diese einordnen zu können. „Sonst kann man keine ordentlichen Entscheidungen treffen.“

Fokus liegt künftig stärker auf dem Privaten

Aber auch Werner Ehlers kann auf Erfahrungen als Erster Stadtrat zurückblicken. „Acht Jahre waren ein besonderes Erlebnis, das hat mir sehr viel bedeutet und Freude bereitet.“ Und: „Man hat viel mehr Verständnis für Verwaltung bekommen.“

Rückblickend sagt Ehlers, dass er 20 Jahre Politik für die Stadt Fehmarn „mit allen Höhen und Tiefen“ mitgestaltet habe. „Wir haben magere Jahre gehabt, mittlerweile stehen wir aber sehr gut da“, haben auch aufgrund sprudelnder Gewerbesteuereinnahmen in den letzten Jahren Schulden spürbar abbauen können. „Wir tun uns aber schwer mit den Infrastrukturmaßnahmen“, lenkt der CDU-Fraktionschef den Blick auf den Nachholbedarf bei anstehenden Investitionen. Und mit Blick auf die Qualität der politischen Entscheidungen sagt er: „Wir stehen uns manchmal selbst im Weg, was dazu führt, dass wir zu spät fertig werden.“ Auch er wolle sich davon nicht freisprechen, gesteht er selbstkritisch.

Schwer zu knabbern am Stillstand der Hotelplanungen

„Wir haben in den letzten fünf Jahren keine Entscheidung getroffen von Tragweite“, geht Heinz Jürgen Fendt noch einen Schritt weiter. Bestes Beispiel sei der geplante Bau eines öffentlichen Toilettenhauses in Orth. Endlose und über Jahre gehende Diskussionen in den Ausschüssen, ein Ausschuss dafür, einer dagegen und letztendlich die Ablehnung. Das sei nicht gut für die Entwicklung der Insel.

Schwer zu knabbern haben Ehlers und auch Fendt am Stillstand der Hotelplanungen am Südstrand. „Irgendwann muss es vom Tisch sein“, hofft Fendt, dass die Endlosgespräche mit den holländischen Investoren endlich ein Ende finden. Aber auch bei Ehlers ist es mit der Geduld am Ende. „Eine massive Bebauung passt nicht mehr in die Zeit, die Diskussion wird fortgeführt werden müssen“, hofft er auf eine kleinere Hotellösung am Südstrand.

Umso bedauerlicher, dass es mit dem Familienhotel in Meeschendorf nicht geklappt habe, erinnert Heinz Jürgen Fendt an das vor knapp zwei Jahren mit einem Bürgerentscheid verhinderte Projekt, das der Förderung des Ganzjahrestourismus gutgetan hätte.

Interesse bleibt, aber keine Verantwortung mehr übernehmen

Richten die beiden Fraktionssprecher den Blick in die Zukunft, hoffen sie auf schnellere Entscheidungen der Selbstverwaltung. Gleichwohl befürchten sie, dass es aufgrund der Vielzahl von Parteien und Wählergruppierungen, die sich wahrscheinlich um die Gunst der Wähler bemühen, nicht einfacher werden wird, klare Entscheidungen zu treffen oder auch Kompromisslösungen zu finden. 

Doch das wird nicht mehr das große Problem für Fendt und Ehlers sein, die das kommunalpolitische Geschehen in den kommenden Jahren mit großem Interesse mitverfolgen werden, aber nicht mehr in der Verantwortung stehen. Sie legen den Fokus demnächst verstärkt auf das Private. Die Familie steht in Zukunft ganz klar im Vordergrund, wobei Heinz Jürgen Fendt gegenüber dem FT schon einmal ankündigt, dass er als Mitorganisator des Fehmarn-Cups, dem großen Jugendfußballturnier auf der Insel, weiterhin zur Verfügung stehen werde.

Doch bevor sich Fehmarns politische Schwergewichte ganz ins Privatleben stürzen, wollen und werden sie ihr Engagement in der Selbstverwaltung mit unvermindertem Engagement fortführen. Und ganz gewiss blicken sie, auch wenn sie gar nicht mehr zur Wahl stehen, am Abend des 14. Mai ganz gebannt auf das Wahlergebnis.

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