Fehmarn: Neuer Leuchtturm in Westermarkelsdorf soll im Sommer in Betrieb gehen

Fehmarn hat in Westermarkelsdorf einen neuen Leuchtturm bekommen. Der 26 Meter hohe Turm soll nach Planungen am 1. Juli seinen Betrieb aufnehmen.
- Neuer Leuchtturm misst 26 Meter.
- Errichtung kostet 3,2 Millioen Euro.
- Alter Leuchtturm konnte nicht ertüchtigt werden.
Fehmarn – Bisher hatte Fehmarn an den Standorten Marienleuchte, Staberhuk, Strukkamphuk, Flügge und Westermarkelsdorf fünf Leuchttürme. Seit geraumer Zeit sind es nun sechs an der Zahl, denn in Westermarkelsdorf ist, unschwer zu erkennen, ein neuer Turm gebaut worden (wir berichteten). Und zwar in ziemlich direkter Nachbarschaft – was nicht überall auf Begeisterung stößt. Während der 1881 errichtete achteckige Turm 17,7 Meter misst, kommt der neue samt Antenne auf satte 26 Meter. Die Lichtpunkthöhe (Mitte des Feuers) liegt bei 19,75 Meter.
Notwendig wurde der Turm aufgrund des geplanten Baus der Festen Fehmarnbeltquerung (FFBQ), er ist Teil eines Bündels maritimer verkehrstechnischer Maßnahmen. „Die neue Verkehrstechnische Außenstation Westermarkelsdorf beinhaltet dabei eine Radaranlage, Funkpeiler und das Leuchtfeuer Westermarkelsdorf“, erklärt Stefan Grammann, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Ostsee. „Eine Ertüchtigung des bestehenden Leuchtturmes war aus statischen und denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht möglich“, so Grammann weiter. 3,2 Millionen hat der Turm inklusive Technik gekostet. Bauherr ist das WSA. Bezahlt hat es Tunnelplaner, -bauer und -betreiber Femern A/S.
Blicken wir zurück: Im Juli wurden die Stahlbetonfundamente errichtet, danach erfolgte die Montage des Betriebsgebäudes für die Energie- und Datenversorgung der Anlage. Alle Stahlbausegmente des Turmschaftes sowie die beiden Betriebsgeschosse des Turmes wurden mittels Schwerlasttransporter vom Herstellungsort Magdeburg nach Fehmarn transportiert. Vor Ort erfolgte dann die Endmontage. Mitte November wurde die Leuchtfeueroptik vom alten Turm in das neue Leuchtfeuergeschoss überführt. Im Dezember 2020 war der Bau dann fertiggestellt.
Hieraus ist ein Mehrwert und Gewinn für die nautische Sicherheit und damit auch für den Schutz der Küstengewässer im Fehmarnbelt generierbar.
Das Bauwerk wird nach Beendigung des Baus der FFBQ weiter vom WSA Ostsee als Eigentümer betrieben, genutzt (Feuer und Radar) und unterhalten. „Hieraus ist ein Mehrwert und Gewinn für die nautische Sicherheit und damit auch für den Schutz der Küstengewässer im Fehmarnbelt generierbar“, betont der Behördenleiter und verrät: Die Lebensdauer der Anlage sei auf 80 Jahre ausgelegt.
Die Radaranlage des neuen Leuchtturmes in Westermarkelsdorf mit Antenne und Getriebe ist am 3. März montiert worden. Bei dem Funkpeiler handelt es sich um eine passive Antenneneinrichtung, die auf dem UKW-Seefunkband empfängt und als ein Teil eines Funkpeilsystems eine Positionsbestimmung von Schiffen ermöglicht. Der Probebetrieb der Radaranlage, die eine Sendeleistung von circa 200 Watt hat, soll Anfang Mai erfolgen, und die Inbetriebnahme der Anlage hat das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Ostsee zum 1. Juli geplant.
Diese neue Verkehrstechnische Außenstation in Westermarkelsdorf werde als Radarstation für die Überwachung der Bauarbeiten am Fehmarnbelttunnel benötigt, erklärt WSA-Behördenleiter Stefan Grammann und: Dafür seien auch Arbeitsplätze in der Verkehrszentrale (VKZ) Travemünde bereits umgesetzt und Büros und Ruheräume im Umbau. „Zudem wird am Standort Marienleuchte ein neuer, zusätzlicher Revierfunkkanal aufgebaut“, berichtet Grammann weiter.
„Letztlich erfolgt die Einbindung der dänischen Radaranlagen in die VKZ Travemünde. Somit ist dort die erste international besetzte Verkehrszentrale mit englischer Verkehrssprache in der Umsetzung“, so Grammann.
Kreuzender Schiffsverkehr während der Bauphase
Zusammen mit den auf der dänischen Seite gebauten Radartürmen kann die Schifffahrt in diesem Bereich während der gesamten Bauzeit überwacht, gelenkt und koordiniert werden. „Dies ist erforderlich, da zu den etwa 40000 Schiffspassagen, die den Fehmarnbelt jährlich befahren, es durch die Bauarbeiten nun zu einem kreuzenden Schiffsverkehr kommt.“ Der kreuzende Verkehr bestehe aus Schiffen, die zur Herstellung des Tunnels erforderlich seien – beispielsweise Schiffe, die die Tunnelelemente liefern.
„Neben dieser Radarfunktion bietet der Bau auch die Möglichkeit, gleich das Leuchtfeuer aus dem alten Leuchtturm in den Radarturm zu integrieren. Somit wird der Radarturm auch zu einem Leuchtturm und das WSA Ostsee erhält ein nachhaltiges, hochwassergeschütztes Bauwerk“, verdeutlicht der Leiter der Behörde gegenüber dem FT und macht zudem deutlich: „Der Neubau von Bauwerken ist immer etwas Besonderes und bietet jede Menge bautechnische und elektrotechnische Herausforderungen.“
Dies sei zwar Bestandteil der täglichen Arbeit, jedoch bestehe ein Großteil der Arbeit aus Unterhaltung und Sanierung der vorhandenen Bauwerke wie Leuchttürme, Antennenmasten, Richtfeuerlinien, Betriebsgebäude, und Nassbaggerungen, lässt Grammann wissen. Zu diesen Maßnahmen gehören auch die Modernisierung und der Ausbau der Infrastruktur der Daten- und Energieversorgung. „Hier wurden in der Vergangenheit Glasfaserkabel, Richtfunkanlagen und Energiekabel verlegt und installiert, um die Kommunikationswege modern, redundant und zuverlässig betreiben zu können“, so Stefan Grammann.