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Fehmarn: Silo-Brand mit Stickstoff erstickt

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Von: Lars Braesch

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Fehmarn Raps Silo Brand
Vorsichtig muss der Raps abgelassen werden. Rund 80 Tonnen befinden sich in dem Silo. © Lars Braesch

Der Einsatz im Hafen Burgstaaken konnte erfolgreich beendet werden.

Fehmarn – Am Donnerstag um 10.30 Uhr wurde die Feuerwehr unter dem Stichwort „Silo brennt“ alarmiert. Die Freiwilligen Feuerwehren Burg, Landkirchen und Meeschendorf sowie die Führungsgruppe rückten sofort aus.

Beim Ablassen von Raps stellten die Arbeiter eine Hitzeentwicklung fest

Feuerwehr-Pressesprecher Heino Lafrenz

Beim Ablassen von Raps stellten die Arbeiter eine Hitzeentwicklung und Glutbildung fest. In dem Silo sind 80 Tonnen Raps gelagert“, erklärte Feuerwehr-Pressesprecher Heino Lafrenz gegenüber dem FT. 
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Fehmarn Silo Brand Burgstaaken
Die Feuerwehr ist mit einem Großaufgebot vor Ort. © Lars Braesch

Die Feuerwehr habe den Silo zunächst gekühlt, einen Löschangriff aufgebaut und Erkundungsmaßnahmen eingeleitet. „Im unteren Auslaufbereich des Silos haben wir eine Temperatur laut Wärmebildkamera von um die 600 Grad“, so der Feuerwehr-Pressesprecher. Bis zu 800 Grad wurden im oberen Teil gemessen.

Starke Glutentwicklung im Silo

Somit sei es zu einer ordentlichen Glutentwicklung gekommen. „„Es ist schwierig, dort heranzukommen. Wird das Getreide abgelassen, kann gleichermaßen Sauerstoff eindringen und es zum sogenannten Kamineffekt kommen. Die Glutbildung kann sich dann dementsprechend ausbreiten. Wir prüfen zurzeit die taktischen Möglichkeiten, ob wir Wasser als Löschmittel einsetzen können. Dann würde man einen sogenannten Fognail (ein Nebellöschsystem) etwas höher eintreiben, in der Hoffnung Wasser fließt nach unten, sodass wir das unten mit einer sogenannten Wärmemitnahme herausziehen können“, erläuterte der Pressesprecher. Wie dem Ganzen jetzt Herr werden? – Wasser habe den Nachteil, dass die Hülsenfrüchte aufquellen und sich ausdehnen. „Für eine Ausdehnung ist der gemauerte Silo eventuell nicht geschaffen“, so Feuerwehr-Pressesprecher Heino Lafrenz am Donnerstagmittag.

Fehmarn Silo Brand Burgstaaken
Im rückwärtigem Bereich des Silos arbeitet die Feuerwehr. © Lars Braesch

Als favorisiertere Löschvariante stellte sich bis zum Abend heraus, den Silo durch eine Fachfirma zu begasen. „Dann können wir das Feuer mit dem Stickeffekt ersticken“, so Lafrenz. 

Zunächst wurde der Raps aus dem Silo geschaufelt. Später stellte die Feuerwehr ein Förderband auf, der Raps wanderte direkt in den Entsorgungscontainer. Im Laufe des Nachmittags war auch die Berufsfeuerwehr Lübeck mit einem Speziallöschgerät, eine Lanze mit eigener Pumpe, eingetroffen.

Am Donnerstagnachmittag stufte eine Baufachberaterin des Technischen Hilfswerks (THW) den 1938 erbauten Silo als sehr stabil ein. „Ein Fachberater der Betreiberfirma speziell für Brandbekämpfung empfahl am Nachmittag nochmal eine Gasmessung, um eine mögliche Explosionsgefahr ausschließen zu können“, erläuterte Heino Lafrenz. Dies rief um 15.10 Uhr den Löschzug Gefahrgut Ostholstein-Nord auf den Plan. Nach einer Messung um 16.20 Uhr stellte der Löschzug eine Explosionsgefahr im oberen Gebäudeteil des 30 Meter hohen Silos fest. „Wir haben auf Anraten des Fachberaters der Betreiberfirma unsere Arbeiten sofort eingestellt“, so Lafrenz. 100 Meter rund um den Silo wurde alles evakuiert. Bis zur Königsberger Straße sperrte die Feuerwehr die Zufahrt. 

Die Betreiberfirma Ceravis forderte weitere Experten an, die sich auf die Brandbekämpfung mit Stickgas spezialisiert haben. Diese Firma reiste aus Wolgast in Mecklenburg-Vorpommern an und soll gegen 1 Uhr den Hafen Burgstaaken erreichen. Bis dahin musste Kameraden des Löschzugs unter Atemschutz immer wieder über eine Treppe in den oberen Silo kommen, um Messungen vorzunehmen. 

Die Messwerte sind konstant hoch.

Gemeindewehrführer Torsten Steffen

„Die Messwerte sind konstant hoch“, erklärte Gemeindewehrführer Torsten Steffen am Donnerstagabend. Ohne Atemschutz wäre es für die Einsatzkräfte dort oben zu gefährlich, jedoch sei der Messwert noch nicht in einem explosionsfähigen Bereich. Dies könne sich jedoch sehr schnell ändern. Auch der Silo nebenan werde immer heißer. „Es läuft auch Rapsöl aus“, so der Gemeindewehrführer. 

Polizei geht von keinem Fremdverschulden aus

Rund 95 Einsatzkräfte waren vor Ort. Ebenfalls informierte sich Bürgermeister Jörg Weber mehrmals über das jeweils aktuelle Einsatzgeschehen. „Wir gehen von keinem Fremdverschulden aus, sodass die Kripo die Brandursache nicht ermitteln wird“, so Polizeipressesprecherin Claudia Struck von der Polizeidirektion Lübeck.

Update vom 10. Juni: Der Brand im Silo am Hafen Burgstaaken ist gelöscht. „Nach 20-stündigem Feuerwehreinsatz ist alles gut ausgegangen“, erklärte Gemeindewehrführer Torsten Steffen gestern. 

In der Nacht zu Freitag kam um 1.30 Uhr die bereits angekündigte Spezialfirma aus Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern) an, um den Silo mit Stickstoff zu begasen. Gegen 2.15 Uhr begann das Unternehmen mit der Maßnahme mit doppeltem Effekt: die akute Explosionsgefahr wurde gebannt, da der Stickstoff die Gase neutralisierte, gleichzeitig wurde der Brand erstickt. 

„Gegen 4.30 Uhr bestand keine Explosionsgefahr mehr“, so der Gemeindewehrführer. Es mussten zehn Personen aus fünf Wohnungen im 100-Meter-Radius wegen der Explosionsgefahr seit 16.20 Uhr am Donnerstag evakuiert werden. Vier Personen kamen laut Polizeipressesprecher Christoph Münzel in Hotels unter, der Rest kam privat unter. Die Erkundungsgruppe Oldenburg des Löschzuges Ostholstein-Nord löste in der Nacht die Kameraden der Erkundungsgruppen Heiligenhafen und Fehmarn ab. Um 7.30 Uhr konnten die letzten Feuerwehrkräfte wieder einrücken.

Die Zufahrt zum Hafen Burgstaaken war wieder möglich. „Durch das Rapsöl wurde die Einsatzkleidung von 15 Kameraden stark beschädigt. Die Kleidung geht jetzt in die Reinigung“, so Torsten Steffen. Sollten sich die Ölflecken durch die Spezialfirma nicht entfernen lassen, könnte es eine teure Tasse Tee werden, so Fehmarns Gemeindewehrführer. Ein Satz Einsatzkleidung koste rund 1200 Euro.

Die Betreiberfirma begann am Freitagmorgen damit, den Raps zu entfernen. Dafür ließ die Erkundungsgruppe eine Dauersonde da. Auch das Spezialgerät aus Wolgast blieb vor Ort für den Fall, dass sich die Gaskonzentration wieder erhöhen sollte. Was bis Freitagabend jedoch glücklicherweise nicht der Fall war. 

„Zunächst muss der linke Silo mit 80 Tonnen Raps geleert werden, bevor wir an den rechten Silo mit 65 Tonnen Raps kommen. Wenn beide Silos leer sind, werden wir noch einmal zum Entlüften kommen“, so Steffen. Rund 300 Tonnen Raps dürften durch das Gas kontaminiert sein und müssen entsorgt werden. 

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