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Jahrelanges Baustellenchaos wegen Belttunnelanbindung: Wird Ostholstein zum Nadelöhr?
- VonManuel Büchnerschließen
Gemeinden und Städte wünschen sich für den Ausbau der Hinterlandanbindung im Zuge des Belttunnelbaus eine gemeinsame Baustellenkoordinierung, organisiert vom Land. Kiel winkt allerdings ab.
- Dialogforum: Uneinigkeit zwischen Landesministerium und Gemeinden und Städten entlang der Hinterlandanbindung zur Festen Fehmarnbeltquerung.
- Baumaßnahmen sollen gebündelt koordiniert werden, allerdings unklar, wer Verantwortung übernimmt.
- Kommunikation zwischen Deutscher Bahn und Versorgern wird unterschiedlich wahrgenommen.
Oldenburg – Nicht nur Fehmarn stehen mit dem Bau der Festen Fehmarnbeltquerung (FFBQ) in den kommenden Jahren durch diverse Baustellen große, jahrelange Belastungen ins Haus, sondern im Zuge der neuen Hinterlandanbindung der gesamten Region bis nach Lübeck. Im digitalen Dialogforum für eine FFBQ wurde gestern die Forderung an das Land gerichtet, eine gebündelte Baustellenkoordination einzusetzen.
Deutsche Bahn plant in Ostholstein mit 120 Umleitungen während Bauphase Hinterlandanbindung
Es gehe nicht nur um den Schienenausbau, sondern um Brücken, Straßen und Versorgungsleitungen sowie gewaltige Erdarbeiten, mahnte Thomas Keller, Bürgermeister von Ratekau und Sprecher des Dialogforum-Projektbeirats. Allein die Deutsche Bahn (DB) plane in der Bauzeit mit 120 Umleitungen. Keller sprach von mangelnder Kommunikation zwischen der DB und Versorgern, was im jüngsten Projektbeirat durch Vertreter von SH Netz, ZVO und Travenetz deutlich geworden sei. Jutta Heine-Seela, Chefin bei der DB für die Fehmarnbeltschienenanbindung, widersprach. Man sei im regen Austausch und bei den Absprachen bereits weit fortgeschritten.
Das Land muss ein Interesse daran haben, dass der Verkehr läuft.
Der Kreis sieht derweil ebenfalls die Notwendigkeit einer koordinierten Abstimmung, um den Verkehr sinnvoll zu lenken. „Wir müssen Flaschenhälse verhindern“, betonte Sibylle Kiemstedt, sonst könne man sich den Schienenersatzverkehr auch sparen, wenn Busse überall im Stau stünden. „Das Land muss ein Interesse daran haben, dass der Verkehr läuft“, so Kiemstedt.
Wir können nur an den guten Willen appellieren.
Von Karin Druba aus dem Landesverkehrsministerium gab es eine klare Absage: „Wir sehen uns nicht in der Rolle, eine Gesamtkoordinierung für die Baustellen in Ostholstein zu stellen.“ Man könne nicht anderen Vorhabenträgern und Versorgern die Baustellenplanung diktieren. „Wir können nur an den guten Willen appellieren“, so Druba, die den Projektbeirat als Koordinierungsstelle ins Spiel brachte, was auf wenig Gegenliebe stieß. „Das reicht nicht, die Maßnahmen müssen zusammengeführt werden“, sagten Bettina Schäfer, Bürgermeisterin von Scharbeutz, und ihr Kollege Keller. Allein der ZVO habe von 1000 Leitungsumverlegungen gesprochen, so Schäfer: „Das wird eine Vollkatastrophe für den Tourismus.“ Keller fragte sich zudem, was denn aus dem Schulbusverkehr und dem ÖPNV in der Bauphase ohne Koordination werde.
Jens Junkersdorf vom Arbeitskreis Bahntrasse Oldenburg wendete sich abschließend an Druba: „Stärken sie uns den Rücken, nicht den Vorhabenträgern.“