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IFA Fehmarn verkündet: „Wir sind verkauft“

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Von: Nicole Rochell, Andreas Höppner, Lars Braesch

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Fehmarn IFA Verkauf Südstrand-Klinik
Das IFA Fehmarn Hotel & Ferien-Centrum und die Südstrand-Klinik Fehmarn (hinterer Turm) sind vom spanischen Mehrheitsaktionär Lopesan an die spanische Azora-Gruppe verkauft worden. © Reinhard Gamon

Der spanische Mehrheitsaktionär Lopesan hat die IFA Fehmarn Hotel & Ferien-Centrum sowie die Südstrand-Klinik Fehmarn an die spanische Azora-Gruppe verkauft.

Fehmarn – Das IFA Fehmarn Hotel & Ferien-Centrum sowie die Südstrand-Klinik Fehmarn sind vom spanischen Mehrheitsaktionär Lopesan an die spanische Azora-Gruppe mit Hauptsitz in Madrid verkauft worden.

Die Verträge wurden bereits im Dezember geschlossen. Seitdem ist die Belegschaft, die erst im Januar in einer Mitarbeiterversammlung vom Verkauf unterrichtet wurde, in großer Sorge um ihren Arbeitsplatz. 

In einem Schreiben, das dem FT am Mittwoch zugespielt wurde, heißt es: „Die Mitarbeiter sind sehr verunsichert. Aufgrund der aktuellen Informationslage und unsicheren Aussichten denkt ein Großteil der Belegschaft daran, die Widerspruchsfrist zu nutzen“, heißt es. Die Azora-Gruppe kann durch den Erwerb und die Gründung einer neuen Betriebsgesellschaft in den nächsten vier Jahren, laut Betriebsverfassungsgesetz, nicht dazu gezwungen werden, einen Sozialplan zu verhandeln, geht aus den zugesandten Unterlagen hervor. Und weiter: Gegen den Übergang des Arbeitsverhältnisses können die Mitarbeiter innerhalb eines Monats nach Erhalt des Schreibens Widerspruch einlegen. Damit laufen sie jedoch Gefahr, dass die IFA als Verkäuferin betriebsbedingte Kündigungen mangels Beschäftigungsmöglichkeiten aussprechen muss. 

Am Freitag gab es eine zweite Mitarbeiterversammlung, an der erstmals auch Vertreter des neuen spanischen Investors teilnahmen.

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Hotel und Südstrand-Klinik sollen saniert und unter IFA fortgeführt werden. © Lars Braesch

Durch den Verkauf soll sich nichts ändern, da die Lopesan-Gruppe einen langfristigen Hotel- und Klinikmanagementvertrag erhält und den Betrieb unter dem Namen IFA weiterführen soll. „Wir wollen die Gebäude sanieren. Als neue Eigentümerin wollen wir mit Blick auf den Fachkräftemangel nach Möglichkeit alle Mitarbeiter behalten“, erklärte Theda Bruske, Operation Manager Azora, nach der Mitarbeiterversammlung in einem Pressegespräch. Daran nahmen auch der Aufsichtsratsvorsitzende der LS Invest AG, Santiago de Armas Farina, die Rechtsanwältin der Lopesan-Gruppe und Aufsichtsratsmitglied bei der LS Invest AG, Inés Arnaldos, Gonzalo García-Lago (Partner Hospitallity Investments Azora), Yaiza Garcia Suarez (Finanzvorstand der LS Invest AG und Geschäftsführerin der IFA Insel Ferien Anlagen GmbH & Co. KG), der Rechtsanwalt der IFA, Peter Wehmer, sowie die IFA-Hoteldirektorin Jutta Zimmermann und Michael Stübbe als IFA-Bauherrenvertreter und Verwaltungsleiter der Südstrand-Klinik teil. 

Konkrete Zahlen zu Kaufpreis und Übergabestichtag nannten die neue Eigentümerin sowie die Vertreter der Lopesan-Gruppe am Freitag nicht. Garcia-Lago sprach vielmehr von einem laufenden Prozess. 

40 Millionen für Sanierung geplant

Die Azora-Gruppe wird 40 Millionen Euro in die IFA-Anlagen auf Rügen, in Graal-Müritz, Schöneck im Vogtland sowie in die zwei Kliniken auf Usedom und Fehmarn investieren. Der Großteil ist dabei für Sanierungsmaßnahmen auf Fehmarn vorgesehen. „Fehmarn hat es am dringendsten nötig“, erklärte Michael Stübbe am Mittwoch auf Nachfrage. Für den Standort Fehmarn hat die Azora-Gruppe die zum Azora-Fonds gehörende Balticum OpCo Fehmarn Hotel GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main im November 2022 gegründet. Sobald der Kaufvertrag vollzogen ist, soll die neue GmbH ihren Sitz nach Burg verlegen. 

Die Kommunikation war noch nie IFA-Stärke

Yvonne Schulz, Hotelbetriebsrätin und stellvertretende IFA-Gesamtbetriebsrätin

Auch am Freitag war der Unmut der Belegschaft über die Informationspolitik noch nicht verflogen. „Die Kommunikation war noch nie IFA-Stärke“, vermisst die hiesige Hotelbetriebsrätin Yvonne Schulz, die gleichzeitig auch stellvertretende IFA-Gesamtbetriebsrätin ist, Transparenz. 

2018 hatte Schulz den Betriebsrat nach dem Ausscheiden der damaligen Hoteldirektorin Waltraud Krapp gegründet. „Wir sind verkauft“, hatte auch Schulz erst im Januar erfahren. Telefonisch. Sie habe dann alle Hebel in Bewegung gesetzt, um an Informationen zu kommen. 

Der IFA-Regionaldirektor für Deutschland und Österreich, Ronald Nilsson, habe daraufhin eine Mitarbeiterversammlung für das Hotel- und Klinikpersonal einberufen. „Er hat uns gesagt, was er weiß“, so die Betriebsrätin. 

Das sogenannte Übergangsschreiben (IFA an Balticum OpCo) an die Mitarbeiter habe Yvonne Schulz rechtlich prüfen lassen. Es sei einwandfrei gewesen. Die insgesamt 19 Abteilungsleiter der Südstrand-Klinik und der IFA Fehmarn Hotel & Ferien-Centrum seien dann mit den Betriebsräten zusammengekommen. 

Das Mitarbeitergespräch am Freitag empfand Yvonne Schulz als sehr positiv. „Wir hatten kompetente Ansprechpartner vor Ort. Es war ein gutes, konstruktives Gespräch. Die Mitarbeiter konnten ihre Fragen stellen und erhielten Antworten“, berichtete Schulz. 

Nur von Worten können wir uns nichts kaufen

Yvonne Schulz, Hotelbetriebsrätin und stellvertretende IFA-Gesamtbetriebsrätin

Es solle nichts verändert werden. In der nächsten Woche soll es noch einmal etwas schriftlich zum Mitarbeitergespräch geben. „Nur von Worten können wir uns nichts kaufen“, bleibt Schulz vorsichtig. Dennoch sei der Verkauf eine große Chance zum Neuanfang. Nachteile für die IFA-Standorte mit rund 600 Mitarbeitern sehe sie momentan nicht. 

Wir haben nun endlich ein Gesicht zur Käuferin

Jutta Zimmermann, Hoteldirektorin

„Wir haben nun endlich ein Gesicht zur Käuferin“, so Hoteldirektorin Jutta Zimmermann, die für die 420 Appartements in den zwei Fernblickhäusern, im Haus Vitamar und am Jachthafen am Südstrand in Burgtiefe verantwortlich ist. 

Das Gespräch am Freitag hätte sich Zimmermann drei Wochen früher gewünscht, denn das Personal hätte Angst gehabt, den Job zu verlieren. 

Auch ihr hätten kaum Informationen zum Verkauf vorgelegen. „Ich hätte die Fragen der Mitarbeiter nicht rechtssicher beantworten können“, so Jutta Zimmermann. Das Gespräch am Freitag sei ein enormer Erfolg. 

Die neue Eigentümerin kommt aus der Branche und weiß, wie man Hotellerie betreibt

Jutta Zimmermann, Hoteldirektorin

„Die neue Eigentümerin kommt aus der Branche und weiß, wie man Hotellerie betreibt“, so die Hoteldirektorin erleichtert. Mitarbeiterentlassungen fürchtet Zimmermann nicht: „Warum sollte ein Investor zunächst in unser Hotel investieren, und dann Mitarbeiter entlassen? Das wäre überhaupt nicht sinnvoll.“ Ebenfalls habe der Aufsichtsratsvorsitzende Santiago de Armas Farina gestern der Hotelchefin einen kürzeren Kommunikationsweg zugesichert. 

„Den Verkauf sehe ich nicht als Problem. Wir bekommen eine große Chance, aus dem IFA-Komplex etwas zu machen“, betonte der stellvertretende Hoteldirektor Sven Gerken. 

Das Gespräch sieht er als positives Signal. Viele Mitarbeiter seien über 30 bis 40 Jahre mit dem Hotel verbunden: „Wir können stolz auf unsere Kollegen sein, dass die so mitziehen.“ Hinsichtlich der Sanierungspläne müsse nun abgewartet werden. Eines ist jedoch so sicher wie das Amen in der Kirche: Die IFA-Türme werden nicht abgerissen. Sie stehen bekanntlich unter Denkmalschutz. 

Holpriger Start in Sachen Verkauf

Michael Stübbe war nach dem zweiten Mitarbeitergespräch erleichtert. „In Sachen Verkauf gab es einen holprigen Kommunikationsstart“, räumte er ein. „Die Azora-Gruppe hat sich zum Standort Fehmarn und zu den Mitarbeitern bekannt“, bilanzierte er das gestrige Gespräch. Es habe genug Gerüchte gegeben, die nun hoffentlich ausgeräumt seien: „Die Azora-Gruppe muss nun liefern. Wenn die Mitarbeiter in der nächsten Woche etwas schriftlich bekommen, dann hoffe ich, dass es wieder ruhiger wird und wir uns auf die Zukunft konzentrieren können.“

In der Südstrand-Klinik, im linken der drei Türme, stehen 96 Appartements für Patienten zur Verfügung. In jedem Turm gibt es 142 Appartements. „Wir können durch Funktions-, Aufenthalts- sowie Technikräume nicht die volle Anzahl nutzen“, so Michael Stübbe.

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