200 Ukrainer auf Fehmarn aufgenommen

Kurt-Henning Marten betreut auf Fehmarn Flüchtlinge und Obdachlose. Die Situation ändert sich ständig, immer wieder muss Marten einen kühlen Kopf bewahren und neu planen.
Fehmarn – Die Unterbringung von Flüchtlingen und Obdachlosen stellt die Stadt Fehmarn immer wieder vor neue Herausforderungen. Wer hätte gedacht, dass es in Europa noch einmal Krieg geben würde und unzählige Flüchtlinge aus der Ukraine in den EU-Ländern Schutz suchen? Niemand. Auch nicht Asylkoordinator Kurt-Henning Marten, der seinen Job ausübt nach der Devise „kühlen Kopf bewahren, vorausschauend planen und Ideen entwickeln“.
Und diese äußere und innere Ruhe benötigt er auch, denn das Tagesgeschäft, Obdachlose und Flüchtlinge zu betreuen, verlangt Flexibilität. Im Mai hatte er in der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Schule, Sport und Soziales seinen Jahresbericht 2021 vorgelegt, doch die aktuelle Situation ist wieder eine ganz andere. Zurzeit sind 217 Personen in der Betreuung (Stand: 6. Juli). „Das ist der bisherige Höchststand“, so Marten. Bisheriger Höchstwert war 2015 mit 184 Flüchtlingen, Ende 2021 waren es 158.
Die meisten Ukrainer wohnen in Privatunterkünften
Auf Fehmarn leben laut Marten zurzeit rund 200 Ukrainer, das Gros wohnt in Privatunterkünften, 36 sind untergebracht in der städtischen Unterkunft (ehemalige Schule) in Puttgarden. „Die ist jetzt aber voll“, so Marten gegenüber dem FT. Gerade als er das sagt, flattert die Mitteilung auf seinen Tisch, dass fünf Ukrainer weggezogen sind und die Insel verlassen haben, aber auch wieder zwei neue angekommen sind. So viel zur Flexibilität, die erforderlich ist, Geflüchteten ein Dach über dem Kopf zu bieten. Etwa ein Drittel der zurzeit betreuten Ukrainer sind Kinder: 14 im Kindergartenalter, 40 schulpflichtige Kinder und elf Minderjährige nach einem Schulabschluss. Und denen müsse in Kita oder Schule ein Platz angeboten werden, erinnert Marten.
Zurück zum Wohnraum. Zurzeit sei er in guten Gesprächen mit einer Privatperson, die mehrere Wohnungen anbieten könne, berichtet der Asylkoordinator, der auf eine baldige Vertragsunterzeichnung hofft. Dann gibt es für die Stadt Fehmarn wieder mehr Spielraum. Denn auch die Obdachlosenunterkünfte im Eschenweg seien bis auf eine kleine Reserve belegt, berichtet Marten.
Hohe Energiepreise werden zum Problem
Aufgrund der sich weiter verschärfenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit steigender Inflation und davongaloppierenden Energiepreisen geht der Asylkoordinator davon aus, dass die Zahl der Zwangsräumungen steigt und für einige Menschen mehr der Gang in die Obdachlosigkeit vorgezeichnet ist.
Ende 2021 hatte die Stadt Fehmarn 17 Obdachlose unterzubringen, momentan sind es 22. Auch bei dieser Personengruppe gibt es eine hohe Fluktuation, sodass es in Martens eingespieltem Team, dem Asylbetreuerin Birgit Schulz und Hausmeister Mike Bekker angehören, laufend überlegt werden muss, wer wo untergebracht werden kann und wer zu wem passt. Gefragt ist hier Fingerspitzengefühl.
Großen Dank spricht Marten allen Fehmaranern aus, die bei der Betreuung der Flüchtlinge unterstützen und auch Wohnraum zur Verfügung stellen. „Die Hilfsbereitschaft ist groß“, hat Marten festgestellt.