Umweltbaubegleitung auf Fehmarns Tunnelbaustelle: Mit Messgerät und Fernglas

Auf der Tunnelbaustelle auf Fehmarn achtet die Umweltbaubegleitung (UBB) auf die Einhaltung des Naturschutzes. Die UBB verfasst wöchtlich Berichte.
- Aufgaben durchaus vielfältig.
- Kiebitzpaare und Bachstelzenpaare brüteten auf der Baustelle.
- Lärmschutz: Fünf dauerhafte Messstationen im Einsatz
Fehmarn – Sie achten penibel darauf, dass die Belange des Naturschutzes eingehalten und der Biotop- und Artenschutz im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes auf großen wie kleineren Baustellen gewährleistet bleibt: die Umweltbaubegleiter. Externes Fachpersonal, das auch auf der Tunnelbaustelle bei Puttgarden während der gesamten Bauarbeiten den Bauherrn Femern A/S berät. „Die Umweltbaubegleitung (UBB) ist eine Auflage, die im Planfeststellungsbeschluss (PFB) festgehalten ist“, so Judith Flamme, UBB-Leiterin bei Femern A/S.
UBB verfasst wöchentlich Bericht
Die Aufgaben der UBB sind durchaus vielfältig. Die einzelnen Experten nehmen zwar eine Art Kontrollfunktion wahr, sie sehen sich selbst aber nicht als Kontrolleure, vielmehr als Berater, wie Landschaftsplaner Peter Steinlein vom Lübecker Unternehmen TGP Landschaftsarchitekten berichtet. Sanktionieren bei Fehlverhalten können sie ohnehin nicht, die Experten verfassen jedoch wöchentlich einen mehrseitigen Bericht, der nicht nur an den Bauherrn geht, sondern parallel auch an das Amt für Planfeststellung Verkehr, das Umweltministerium und den Kreis Ostholstein.
Die Augen gerichtet und Ohren gespitzt hat das UBB-Team auf die Staubbelastung, die Lichtverschmutzung, den Lärmschutz, den Unterwasserschall, die Sedimentverdriftung und den Biotop- sowie Artenschutz.
Schon häufig zum Fernglas gegriffen hat der Biologe Jonas Rusak, ebenfalls von TGP Landschaftsarchitekten, um beispielsweise Brutplätze von Vögeln zu erspähen und diese dann zu sichern. So haben sich im Frühjahr vier bis fünf Kiebitzpaare eine Fläche auf der Landbaustelle unweit der Baustraße als Brutplatz ausgesucht. „Eine erfolgreiche Brut hat es auf jeden Fall gegeben“, berichtet Rusak. Aktuell könnte es noch eine zweite Brut geben, ergänzt Steinlein, der die ehemals landwirtschaftlich genutzte „halboffene Fläche“ als „Traumfläche für die Brut“ bezeichnet. Nach der Brutzeit ist es aber vorbei mit dem Traum, dann wird der Oberboden abgeschoben, damit auf dieser bislang abgesperrten 60000 m² großen Fläche gebaut werden kann. Für den Sandregenpfeifer, dessen Vorkommen am Marienleuchter Strand bereits bekannt war, wurden ebenfalls rund 5000 m² abgesperrt, doch gebrütet habe er dort nicht, so Rusak, dafür aber einige Bachstelzenpaare in einer Steinschüttung.

In Rusaks Zuständigkeit fällt auch die Lichtverschmutzung. Hier seien zurzeit 16 mobile Teleskopmasten zur Ausleuchtung des Baufeldes und der Baustraße aufgestellt und die Strahler mit einer Gelblichtfolie beklebt worden. Die Maßnahme dient unter anderem dem Insekten-, aber auch dem Fledermausschutz, die von hellem Licht angezogen würden. Höhe und Abstrahlungswinkel seien ebenfalls im PFB festgelegt, so Rusak.
Piepen durch Brummton ersetzt
Einen wichtigen Part im UBB-Team nimmt der Physiker Dr. Bernd Burandt ein, der für Lairm Consult aus Bargteheide die Einhaltung der Staub- und Lärmimmissionen überwacht. Hier hatte es in jüngster Vergangenheit einige Beschwerden von Anwohnern aus Marienleuchte gegeben. Teils auch zurecht, wie Burandt berichtet. Gerade wenn der Wind aus Nordwest bis Nord bläst, würden die Immissionen in Marienleuchte getragen. In enger Zusammenarbeit mit den Baufirmen gehe man daran, die Ursachen abzumildern oder beseitigen. So sei das bei Rückwärtsfahrten der Baufahrzeuge aus Sicherheitsgründen erforderliche Piepen durch einen Brummton ersetzt worden, berichtet Burandt. Und für Spundwand-Rammarbeiten galt eine Ruhezeit von 20 bis 7 Uhr.
Um möglichst umfassendes Datenmaterial zu haben, was den Lärmschutz anbelangt, sind fünf dauerhafte Messstationen außerhalb der Baustelle in Puttgarden und Marienleuchte aufgebaut sowie zwei mobile auf der Baustelle. „Dann gehe ich auch noch selbst raus und messe“, so Burandt.
Einen gewissen Lärmschutz für Marienleuchte biete das in den letzten Wochen stetig gewachsene Bodenlager mit dem Tunnel- aushub, berichtet Geowissenschaftlerin Celina Keidel vom Ingenieurbüro Dr. Lehners + Wittorf aus Lübeck. In einigen Bereichen habe es bereits seine Endhöhe von acht Metern erreicht, so Keidel. Einen Blick wirft sie auch auf ein mittlerweile fast vollständig leergepumpte Becken, wo einmal das Tunnelportal errichtet werden soll. Am Boden gut zu erkennen ist der aufgespülte Schwemmsand. Darunter liegt der ursprüngliche grobkörnige Strandsand. Dieser wiederum werde noch gesichert und anschließend gesondert gelagert, um ihn später wieder am neuen Strand ausbringen zu können, erläutert die Geowissenschaftlerin. Frei nach dem Motto: Auf der Baustelle kommt nichts weg.