Weitere Skelette in Flügge gefunden

FEHMARN -dpa- Nach dem rätselhaften Fund menschlicher Knochen auf einem Campingplatz in Flügge haben Archäologen dort Überreste von zwei weiteren Toten gefunden (wir berichteten). Insgesamt seien bislang sieben Leichen entdeckt worden, sagte Ingo Clausen vom Archäologischen Landesamt am Mittwoch (5. Dezember). „Die Toten liegen in drei Gräbern jeweils in einem Meter Tiefe. Die Ost-West-Ausrichtung der Gräber lässt auf eine christliche Bestattung schließen“, sagte Clausen.
Doch wer die Toten waren, woran und vor allem wann sie gestorben sind, sei bislang rätselhaft, sagte er. „Wir haben in den Gräbern keine Kleidung, keine Waffen und keine Ausrüstungsgegenstände gefunden, die eine zeitliche Zuordnung ermöglichen würden“, sagte der Archäologe.
Fest steht bislang nur, dass die Skelette sicher von jungen Erwachsenen stammen. Angaben zum Alter und zum Geschlecht konnte Clausen zunächst nicht machen. „Das müssen weitere forensische Untersuchungen klären“, sagte er. Die Knochen waren vor mehr als einer Woche bei Tiefbauarbeiten auf einem Campingplatz in Flügge im Westen der Ostseeinsel entdeckt worden.
Eine Gerichtsmedizinerin hatte festgestellt, dass die Knochen älter als hundert Jahre alt sind. Auch eine heute noch verfolgbare Straftat hatte sie ausgeschlossen und den Fall den Archäologen übergeben.
Zwei der Gräber wurden inzwischen geöffnet. „In einem lagen zwei Skelette übereinander und es fehlten einige Leichenteile. Möglicherweise haben Füchse, Dachse oder andere Wildtiere dort gegraben und die Knochen in Unordnung gebracht“, sagte Clausen. Sie könnten jedoch auch bei den Tiefbauarbeiten durch den eingesetzten Bagger beschädigt worden sein.
„Wir haben die Skelette aus beiden Gräbern inzwischen geborgen und ins Archäologische Landesamt gebracht“, sagte Clausen. Dort würden die Knochen gesäubert und für weitere wissenschaftliche Untersuchungen vorbereitet. Das dritte Grab soll in den nächsten Tagen geöffnet werden. Weitere Grabungen sind nach derzeitigem Stand nicht geplant.
Die Archäologen hoffen, dass forensische Untersuchungen der Knochen Licht in den geheimnisvollen Fall bringen können.
„Im Moment können wir nur spekulieren“, sagte Clausen. Es könne sich beispielsweise um Soldaten handeln, die bei der Seeschlacht von Fehmarn im Jahr 1715 ums Leben gekommen sind, sagte er.
Bei dem Gefecht zwischen der dänischen und der schwedischen Flotte kamen mehr als 400 Männer ums Leben. „Vielleicht wurden sie am Strand angespült und von den Inselbewohnern begraben“, sagte Clausen. „Doch es kann auch ganz andere Gründe geben, die wir vielleicht nie herausfinden werden.“