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Weltkindertag auf Fehmarn: Kinderschutzbund startet neue Kampagne

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Von: Andreas Höppner

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Fehmarn DKSB Weltkindertag
Sich starkmachen für Kinderrechte gehört zur DNA des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB), hier mit der pädagogischen Leiterin des DKSB-Kreisverbandes, Silke Krause, und Birte Kaphengst (r.), Vorsitzende des DKSB-Ortsverbandes Fehmarn, der gestern anlässlich des Weltkindertages ein großes Kinderfest ausrichtete. © Andreas Höppner

Zum Weltkindertag am Dienstag hat der DKSB seine Kampagne „Gewalt ist mehr, als Du denkst“ gestartet. Viele Kinderfeste auf Fehmarn. 

Fehmarn – Am Weltkindertag hat der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) offiziell seine Kampagne „Gewalt ist mehr, als Du denkst“ gestartet. Die Kinderschützer wollen ihren Fokus dabei nicht so sehr auf die Ausprägungen körperlicher Gewalt und die häufig sichtbaren Folgen legen, vielmehr wollen sie die Aufmerksamkeit auf die Folgen der Ausübung psychischer Gewalt lenken. Und diese habe in der jüngsten Zeit immer mehr zugenommen, weiß Silke Krause, pädagogische Leitung beim DKSB-Kreisverband, zu berichten.

Der Kinderschutzbund, Träger zahlreicher Einrichtungen für die Betreuung von Kindern, Jugendlichen und Familien auf Fehmarn und dem Festland, ist häufig erster Ansprechpartner, wenn es um Beratung und Aufarbeitung von Fällen geht. Und: Die Folgen der coronabedingten Einschränkungen haben den Betreuungsbedarf noch einmal verschärft. 

Die Beratungsgespräche und Fälle in vielen Bereichen haben zugenommen.

Silke Krause, pädagogische Leiterin des DKSB Kreisverbands

„Nach Corona merken wir, dass die Fälle in vielen Bereichen und die Beratungsgespräche zugenommen haben“, gibt Silke Krause zu bedenken. Immer mehr Kinder würden aus „schwierigen Lebensverhältnissen“ kommen.

Bei den Fallzahlen hat der Kinderschutzbund regionale Unterschiede festgestellt. Das aus fehmarnscher Sicht unerfreuliche Resultat: Je weiter man im Kreisgebiet nach Norden kommt, desto höher die Fallzahlen. „Es gibt hier wenige therapeutische Einrichtungen, und der Weg zu den Einrichtungen ist deutlich länger“, trägt laut Krause die fehlende therapeutische Infrastruktur im Kreisnorden zur Negativentwicklung bei.

„Gerade psychische Gewalt ist ein Riesenthema“, so Krause nach Rückmeldungen aus den DKSB-Einrichtungen. Vor diesem Hintergrund hält sie die vom DKSB-Bundesverband gestartete Kampagne für folgerichtig und wichtig. Es gehe heutzutage nicht immer um körperliche Gewalt, die Erwartungshaltung an die Kinder werde größer, auch übten Eltern oftmals immer mehr Druck auf die Kinder aus. 

Silke Krause: Mädchen haben besonders gelitten

Silke Krause hat aber nicht nur ein Nord-Süd-Gefälle beim Betreuungs- und Beratungsbedarf ausgemacht, festgestellt wurde ferner, dass Mädchen unter der sozialen Isolation während der Coronazeit stärker gelitten haben als Jungen. „Kein gemeinsames Schminken, kein gemeinsames Shoppen“, das habe den Mädchen stark zu schaffen gemacht. Die Jungen hingegen bräuchten diese körperliche Nähe in der Regel nicht so sehr, sich online auszutauschen, reichte oftmals aus. Ihr trauriges Fazit: „Wir haben viel mit jungen Mädchen zu tun, denen es wirklich nicht gut geht.“

Der Kinderschutzbund nimmt den Weltkindertag, unabhängig von der bedrückenden Entwicklung, zum Anlass, mit den Kindern in seinen Einrichtungen oder auf öffentlichen Plätzen – wie auf dem Marktplatz in Heiligenhafen – zu feiern. Für Silke Krause und die Mitstreiter beim DKSB geht es aber nicht nur darum, dass die Kinder feiern, wichtig sei es, „die Kinder zu feiern, das ist schön“.

Fehmarn Kinderfest Weltkindertag
Eine Hüpfburg, aufgestellt beim Kinderfest in Landkirchen, geht immer. © Kita Landkirchen

Wer hat seinen Teller nicht leergegessen? –Diese Frage stellte sich wohl so mancher Besucher des Kinderfestes auf dem Vorhof des Kinderhauses Sonnenschein, das der Kinderschutzbund, Ortsverband Fehmarn, mit vielen Einrichtungen des Kinderschutzbundes Kreisverband Ostholstein gestern Nachmittag feierte. Gegen 15.30 Uhr, nur eine halbe Stunde nach Beginn des Festes, das jedes Jahr am Weltkindertag gefeiert wird, begann es zu Nieseln. Davon ließen sich die Kinder, Eltern und Helfer allerdings nicht beirren. 

Fehmarn Kinderhaus Sonnenschein Weltkindertag
Auf dem Festplatz vor dem Kinderhaus Sonnenschein kamen kleine und große Menschen zusammen. Auch der Kreativität konnte freien Lauf gelassen werden. © Fabienne Joswig

Am Fest nahmen vor allem Kinder und Eltern der Institutionen des Ortsverbands Fehmarn teil. Zu ihnen zählen auch der Hort und die Kita im gastgebenden Kinderhaus Sonnenschein. Sie alle nutzten fleißig die bereitstehenden Angebote. So gab es unter anderem Kinderschminken und eine Hüpfburg, kreative Köpfe konnten Jutebeutel mit Farbe bedrucken. Für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt, es wurden Kaffee, Kuchen, Waffeln und Würstchen verkauft. Die daraus erzielten Einnahmen kommen Kindern und Familien auf Fehmarn zugute. 

Wir setzen uns in diesem Jahr besonders für die Einbringung ins Grundgesetz ein.

Birte Kaphengst, Vorsitzende des DKSB Ortsverbandes Fehmarn

Bei all den Annehmlichkeiten des Kinderfestes kam jedoch nicht die eigentliche Botschaft, die Bedeutung des Kindertages, zu kurz. 1954 von den Vereinten Nationen beschlossen, soll der Weltkindertag die Menschen daran erinnern, dass Kinder Rechte haben. Seit 30 Jahren existiert außerdem die UN-Kinderrechtskonvention, die zu den internationalen Menschenrechtsverträgen der Vereinten Nationen zählt. „Leider ist die UN-Kinderrechtskonvention aber nicht Teil des Grundgesetzes“, erklärte Birte Kaphengst, erste Vorsitzende des Ortsverbandes Fehmarn des Deutschen Kinderschutzbundes, und sagt weiter: „Wir setzen uns in diesem Jahr besonders für die Einbringung ins Grundgesetz ein.“ Auch Gewalt sei momentan ein Thema, das im Fokus des Deutschen Kinderschutzbundes stehe. Verstärkt haben Kinder in den vergangenen zwei Jahren auch in Deutschland physische und psychische Gewalt erleben müssen, so Kaphengst. Dies sei leider eine weitere Folge der Corona-
pandemie. Es wurde schön gefeiert, vor dem Kinderhaus in Burg. So wird es wahrscheinlich auch im nächsten Jahr sein, wenn am 20. September zum dann 69. Mal der Weltkindertag begangen wird.

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