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Mittwinter-Wasservogelzählung auf Fehmarn

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Von: Andreas Höppner

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Der Silberreiher gehört noch zu den Exoten auf Fehmarn.
Der Silberreiher gehört noch zu den Exoten auf Fehmarn. © Frank Derer/NABU

Auf Fehmarn erfassten Hobby-Ornithologen im Rahmen der Internationalen Wasservogelzählung die Vogelbestände. Der milde Winter hat unmittelbare Auswirkungen auf das Vorkommen der Vogelarten.

Fehmarn – Ohne Ehrenamt läuft an der Basis nicht viel. Das trifft nicht nur auf die Kommunalpolitik zu. Aus dem Vereinsleben sind die freiwilligen Helfer ebenso wenig wegzudenken wie aus dem Bereich des Natur- und Umweltschutzes, wo das Ehrenamt wertvolle Arbeit leistet. Im Rahmen der Internationalen Wasservogelzählung verrichten sie auf Fehmarn bereits seit mehr als 50 Jahren unverzichtbare Dienste, die dem Schutz von Wasservögeln und deren Lebensräumen dienen.

So trafen sich unter der Regie der ornithologischen Experten Jens Hartmann und Stefan Lunk Mitte Januar an einem verlängerten Wochenende fast 60 Personen, ausgestattet mit Fernglas, Stift und Notizblock, um die Vogelbestände auf Fehmarn zu erfassen. Einen Tag nahmen sich die Vogelfreunde den Ostteil der Insel vor, den anderen Tag wurde im Inselwesten gezählt. „Immer in kleinen Gruppen, aufgeteilt auf vorher festgelegte Zählgebiete“, so Stefan Lunk.

104 Arten mit knapp 75.000 Vögeln vorgestellt

Nach Auswertung aller Daten konnte Jens Hartmann davon berichten, dass bei dieser Winterzählung 104 Arten mit zusammen knapp 75.000 Vögeln festgestellt wurden. „Die drei häufigsten Arten waren die Eiderente mit 13.000 Vögeln sowie Trauer- und Pfeifente mit jeweils etwa 12.000 Tieren. Diese drei Arten stellen damit gut die Hälfte aller erfassten Vögel“, so Jens Hartmann. 

Dabei habe das Sturmtief Frederic insbesondere am Schlusstag die Zählung erschwert, erläutert Hartmann. Denn der stürmische Wind aus Südwest und bis zu zwei Meter hohe Wellen hätten besonders bei der Eiderente für niedrigere Zahlen gesorgt. Deren wichtigste Nahrungsgebiete seien Muschelbänke, „die teilweise weiter von der Küste entfernt liegen“, beispielsweise am Flügger Sand vor der Südwestküste, so Hartmann. Andere Meeresenten sowie die Tauch- und Gründelenten hielten sich meist küstennäher auf, sodass deren Erfassung nicht so stark durch widrige Beobachtungsbedingungen beeinflusst würden.

Jens Hartmann (l.) und Stefan Lunk
Experten in Sachen Vogelzählung: Jens Hartmann (l.) und Stefan Lunk waren mit rund 60 ehrenamtlichen Hobby-Ornithologen unterwegs, um den Vogelbestand auf Fehmarn zu dokumentieren. © Andreas Höppner

Das Hauptaugenmerk der Zählung liegt laut Lunk zwar bei den Wasservögeln, doch auf Fehmarn werden alle anderen Vögel ebenfalls erfasst. So wurden recht hohe Anzahlen auch von Zwergschwan (44), Ringelgans (17), Weißwangengans (gut 8200), Schnatterente (213), Spießente (28), Löffelente (65), Samtente (126), Sterntaucher (22) und Grünfink (258) festgestellt. Neu war bei der Winterzählung neben der Mönchsgrasmücke auch ein Grünspecht. Niedrige Anzahlen wurden – trotz Spitzenplatz – nicht nur für die Eiderente beobachtet, sondern auch von der Schellente (467).

Milder Winter hat Auswirkungen

Unmittelbare Auswirkungen auf das Vorkommen von Vogelarten auf Fehmarn hat auch das verhältnismäßig milde Wetter im Januar. So seien einige der meist südlicher überwinternden Vogelarten hier geblieben, wie zum Beispiel eine Rohrdommel, drei Eisvögel, eine Bachstelze oder eine Mönchsgrasmücke. Andere wiederum waren nach der kälteren Periode im Dezember bereits wieder zurückgekehrt; zum Beispiel 204 Kiebitze, 566 Goldregenpfeifer, 37 Feldlerchen und 30 Stare.

Die Nummer eins bei der diesjährigen Mittwinter-Wasservogelzählung auf Fehmarn: die Eiderente.
Die Nummer eins bei der diesjährigen Mittwinter-Wasservogelzählung auf Fehmarn: die Eiderente. © Frank Derer/NABU

Und einige Arten haben, „vermutlich aufgrund des Klimawandels“, so Stefan Lunk, ihr Verbreitungsgebiet im Winter weiter nach Norden erweitert. So zum Beispiel der Silberreiher, der in den letzten Jahren auf Fehmarn gesichtet wurde. Lunk schätzt sein Vorkommen auf aktuell drei bis fünf Exemplare.

Der Termin für die nächste Mittwinter-Wasservogelzählung auf Fehmarn steht bereits fest: 12. bis 14. Januar 2024. Auch dann werden sich hier wieder zahlreiche Teilnehmer einfinden, unter anderem vom Arbeitskreis Vogelschutzwarte Hamburg und von den NABU-Landesverbänden Hamburg und Schleswig-Holstein. Bei den gemeinsamen abendlichen Treffen im NABU-Wasservogelreservat Wallnau und im Kulturtreff Alte Schule Petersdorf bleibt schließlich noch ausreichend Zeit zum Klönschnack und Gedankenaustausch.

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