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Bürgerwünsche finden Gehör: Heiligenhafen soll sich bis 2036 stark verändern

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Von: Patrick Rahlf

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Es gibt Gedankenspiele, die Kreuzung Am Strande aufzulösen und die Straße Am Yachthafen nach Westen zu verlegen. So würden attraktive Freiflächen entstehen, die einen sanften Übergang von der Jachthafenpromenade in die Innenstadt fördern sollen. Die aktuell noch stark frequentierte Straße Kiekut könnte nur noch für Busse, Taxen oder Anwohner befahrbar sein.
Es gibt Gedankenspiele, die Kreuzung Am Strande aufzulösen und die Straße Am Yachthafen nach Westen zu verlegen. So würden attraktive Freiflächen entstehen, die einen sanften Übergang von der Jachthafenpromenade in die Innenstadt fördern. Die stark frequentierte Straße Kiekut könnte nur noch für Busse, Taxen oder Anwohner befahrbar sein. © Projektskizze

Die Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ ist der Schlüssel für zahlreiche Veränderungen im Innenstadtgebiet und im angrenzenden Hafenbereich. Bis 2036 stehen rund 30 Millionen Euro für die Städtebauförderung bereit. Alle Heiligenhafener Bürger waren eingeladen, sich bei der abschließenden Rahmenplanung zu beteiligen – rund 180 haben den Weg in die Aula der Warderschule am Mittwochabend gefunden. 

Heiligenhafen – Stadtplaner Moritz Mücke von der beauftragten Firma Cappel + Kranzhoff stellte zunächst die schier unendlich wirkende Menge an Möglichkeiten und Potenzialen vor, die Heiligenhafen in den Bereichen „Marktplatz + Brückstraße“, „Hafenkante + Hafenquartiere“, „Wilhelmsplatz, Thulboden, Stadtgraben“ sowie „Knotenpunkte und Übergänge Steinwarder–Innenstadt“ hat. „Wir wollen Barrieren abbauen. Sie haben eine wunderschöne Altstadt, die besser angebunden werden muss“, sagte der Planer in seinem einleitenden Vortrag. Die Neuordnung der Achse Steinwarder-Innenstadt sei einer der wichtigsten Bausteine in den kommenden 13 Jahren. Der Vorschlag: die Kreuzung Am Strande/Am Yachthafen völlig neu gestalten. Der Kreuzungsbereich soll entfallen, dafür müsste die Straße Am Yachthafen nach Westen verlegt werden. Es würden im jetzigen Kreuzungsbereich Aufenthaltsflächen mit Spielgeräten und Grünanlagen entstehen, die einen sanften Übergang von der Jachthafenpromenade zur Brückstraße gewährleisten. „Die Straße Kiekut ist überlastet, hier würden wir eine Verkehrsberuhigung empfehlen, die darauf abzielt, nur noch den ÖPNV und Anwohner durchzulassen“, sagte Moritz Mücke. Um das umsetzen zu können, müsse die Straße Am Strande von einer Kreis- zu einer Gemeindestraße umgewidmet werden. Die Wend-, Weide- und Schmiedestraße sollen derweil als Umgehungsstraßen fungieren.

Die Binnensee-Stellplätze seien unterdessen bedeutsam, dennoch würden die Planer diese gerne etwas „portionieren“, um deutlich sichtbare Verbindungsachsen zur Altstadt zu schaffen – unter anderem auch an der Zuwegung zum Steinwarder. „Dem Rad- und Fußverkehr könnte hier Vorfahrt eingeräumt werden“, sagte Moritz Mücke. Ein Raunen ging durch die Aula, als der Planer eine Alternative für das Abstellen von Autos vorstellte: eine mehrstöckige Parkpalette direkt am Yachthafen, nördlich vom Hafenhotel. Ein Multifunktionsbau mit zusätzlichen Büros, begrüntem Flachdach und Wohnraum wäre vorstellbar, so Mücke.

Marktplatz könnte wieder Bushaltestelle bekommen

Das Abstellen von Autos am Wilhelmsplatz, der Bau eines Kultur- und Veranstaltungshauses im Thulboden mit Tiefgarage, die Barrierefreiheit des Marktplatzes, die Vermietung von Stadtfahrrädern an zentraler Stelle, eine Bushaltestelle vor der Deutschen Post-Filiale sowie die Aufwertung der Hafenkante durch bauliche Nachverdichtung unter dem Motto „Erlebnisse, Arbeiten und Wohnen“ waren nur einige der weiteren vorgeschlagenen Projekte.

Rund 180 Heiligenhafener Bürger haben am Mittwochabend am Werkstattgespräch zur zukünftigen Stadtentwicklung in der Aula der Warderschule teilgenommen.
Rund 180 Heiligenhafener Bürger haben am Mittwochabend am Werkstattgespräch zur zukünftigen Stadtentwicklung in der Aula der Warderschule teilgenommen. An Thementischen wurde im späteren Verlauf diskutiert. © Rahlf

Im Anschluss waren die Bürger an Thementischen gefragt, wo sie mit den Planern sprechen konnten und Anregungen und Bedenken vorbrachten. Thomas Kowoll, stellvertretender Vorsitzender des Gewerbevereins Heiligenhafen, sagte: „Wir wünschen uns seit Jahren einen Übergang von der Brückstraße zum Jachthafen. Die jetzt vorgestellten Pläne überzeugen mich absolut, weil man nun ganz entspannt in die Innenstadt geführt wird.“ Während Eva Witt die Fahrradfreundlichkeit in der Vorstellung von Moritz Mücke gefallen hat, schüttelte Ulrich Elsner, Geschäftsführer der Küstenfischer Nord, bei dem Vorschlag einer mehrstöckigen Parkpalette am Yachthafen nur den Kopf. „Der Hafenbereich muss aufgewertet werden, das ist klar. Bei den Parkplätzen würde ich für eine Aufstockung der Binnenseeparkplätze um eine zusätzliche Etage plädieren.“

Jan Rohde, Inhaber des Modegeschäfts in der Hafenstraße, muss die Idee von einer verkehrsberuhigten Anbindung Kiekut–Steinwarder noch sacken lassen. „Wenn es gut gemacht ist, kann es funktionieren. Aber da sind noch Fragen für uns offen. Auf jeden Fall kämpfen wir für den Erhalt der Parkplätze vor unserer Tür. Darauf werden auch der Bäcker und die Geschäfte im Kattsund großen Wert legen.“ Weitere Wünsche von Bürgern waren unter anderem: die Einrichtung eines Shuttleservice für Tagesgäste, 30 km/h im gesamten Stadtgebiet, Einwohnerparkausweise, kein Durchgangsverkehr in der Brück- und Mühlenstraße, eine Fahrradstraße in der Innenstadt sowie die Schaffung von mehr Parkraum vor den Toren der Stadt.

Was am Ende von allen vorgestellten Projekten umgesetzt wird, darüber entscheidet in den kommenden 13 Jahren die Stadtvertretung.            

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