Denis Winter und sein fahrender Strandkorb

Denis Winter zieht mit seinem fahrenden Strandkorb derzeit alle Blicke auf sich. Der 44-Jährige, der seit zehn Jahren schwerbehindert ist, hat sich damit einen Traum erfüllt. Es ist seine Art zu zeigen, dass das Leben auch in dieser Situation weiterhin Spaß machen kann.
Heiligenhafen – Wenn Denis Winter mit seinem Strandkorb-Mobil in Heiligenhafen unterwegs ist, drehen sich viele Passanten zweimal um und fragen sich, ob das wirklich wahr ist, was sie da sehen. Der 44-jährige Braunschweiger, der seit 2012 schwerbehindert ist, hat einen Strandkorb auf einen Elektrofahrstuhl montieren lassen und ist damit jetzt fast überall unterwegs.
„Ich hatte die Idee im April 2021, weil ich vorher auf meinem normalen Elektro-Krankenfahrstuhl oft mitleidig angeguckt wurde“, sagt Winter. Den Strandkorb ließ er mithilfe von Freunden auf den Roller montieren, der ein Gesamtgewicht von 350 Kilogramm transportieren kann. Der Motor hat eine Leistung von zwei Kilowatt. Mit dem Strandkorb-Mobil kann der 44-Jährige bis zu 15 Kilometer pro Stunde fahren. Die Batterie schafft 30 Kilometer am Stück, bevor sie wieder aufgeladen werden muss.

Schwerer Schicksalsschlag: Plötzlich schwerbehindert mit Anfang 30
Vor zehn Jahren erlitt der ehemalige Elektroingenieur einen schweren Schicksalsschlag. „Seit 2012 bin ich nach meinem fünften Bandscheibenvorfall schwerbehindert und auch in Frührente“, so der Braunschweiger, der seit 1979 jedes Jahr nach Heiligenhafen kommt und hier seinen Urlaub verbringt. Kurze Strecken kann Winter noch laufen, das sei aber von Tag zu Tag unterschiedlich. Die neue Lebenssituation, mit gerade einmal Anfang 30 auf einen Krankenfahrstuhl angewiesen zu sein, habe ihn damals sehr mitgenommen und verzweifeln lassen, erzählt Winter. „Ich bin aber ein sehr lebensfroher Mensch und habe mich damals entschieden, mein Leben nicht wegzuwerfen.“

Immer wieder zieht Winter mit seinem Strandkorb-Mobil in Heiligenhafen die Blicke auf sich. Passanten kommen auf ihn zu und fragen ihn, ob sie ein Foto machen dürfen. Einige fragen sogar, ob sie auch mal damit fahren dürfen. Winter gefällt es, wenn sich die Leute für ihn interessieren und sein Strandkorb-Mobil witzig finden. „Der Strandkorb drückt auch meine Einstellung aus, mit meiner Situation umzugehen. Er gibt auch meinen Humor wieder.“ Mit kleinen Details wie den zwei Bullaugen an den Seiten oder den Schildern hinten und vorne, die seine Vorliebe für das Meer zeigen, hat Denis Winter seinen Strandkorb-Roller zu einem ganz individuellen Hingucker gemacht. Natürlich sei das Mobil sicher und im Straßenverkehr zugelassen, betont der 44-Jährige.
Mit dem Strandkorb auf die Seebrücke
Zu seinen Lieblingsorten zählt in Heiligenhafen zweifelsohne die Seebrücke, die barrierefrei ist und auf der er mit seinem Strandkorb-Mobil sogar wenden kann. „Ich mag es auch, dass ich mir dort etwas zu trinken kaufen kann und an einem bestimmten Punkt die Aussicht genießen kann.“ Die Aussicht genießt Winter zudem im gesamten Hafengebiet. „Ich gucke mir die Schiffe an, wie sie ein- und ausfahren.“ Einzig für den Sand am Strand sind Winters Reifen nicht breit genug.