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Projekt „Stärker mit Games“ im Jugendzentrum: Lernen geht auch beim Zocken

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Von: Hans-Jörg Meckes

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Kinder beim Projekt „Stärker mit Games“ in Heiligenhafen
Mit dem aufmerksamen Mitdenken kommt man im Spiel „Untitled Goose Game“ weiter. Die Kinder waren im Jugendzentrum in Heiligenhafen beim Projekt „Stärker mit Games“ konzentriert bei der Sache. © Hans-Jörg Meckes

Im Jugendzentrum von Heiligenhafen lernten Kinder beim Projekt „Stärker mit Games“, dass sie beim Zocken am Computer oder an der Konsole auch ihre grauen Zellen benutzen müssen. Und das bringt sogar richtig Spaß.

Heiligenhafen – Videospiele sind mehr, als nur gebannt auf einen Bildschirm zu starren und Knöpfe zu drücken. Das lernten Kinder und Jugendliche jetzt an fünf Tagen bei dem Projekt „Stärker mit Games“ im Jugendzentrum in Heiligenhafen, das in Kooperation mit der Berliner Stiftung Digitale Spielekultur organisiert wurde. „Der Workshop fußt auf den Prinzipien des spielbasierten Lernens, daher umfasst er viele spielerische Einheiten, und es wird viel Zeit mit Videospielen zugebracht. Dazwischen verfassen die Teilnehmenden Lernziele und reflektieren in regelmäßigen Einheiten ihre Fortschritte. Dabei erlernen sie neue Techniken, um sich selbst zu verbessern, zu trainieren, Informationen zu sammeln und sich gegenseitig zu unterstützen“, sagte Stadtjugendpfleger Erik Servadio.

Jeder Tag stand unter einem bestimmten Thema wie Sport, Teamwork, Kreativität oder dem Mitdenken, erklärte Medienpädagoge Martin Fischer. „Wir machen einen wochenlangen Wettbewerb, bei dem Kinder gegeneinander Punkte erspielen können.“ Gespielt wurden jedoch nicht die beliebten Games, die jeder schon kennt. „Hier ist nicht ein Spiel mit Schießen dabei. Die Spiele haben hier einen pädagogischen Mehrwert, sind aber auch kommerziell erfolgreich. Die Kinder sollen hier etwas Neues kennenlernen“, so Fischer.

Es geht ums Mitdenken und Aufpassen

An dem Neuen waren die 16 angemeldeten Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren sehr interessiert. Bei dem Spiel „Untitled Goose Game“ ging es um das Mitdenken und Aufpassen. „Es ist ein Adventure-Spiel, bei dem wir die Kontrolle über eine Gans übernehmen, die ein Dorf aufmischt“, erklärte der Medienpädagoge. Die Kinder müssen dabei die Fähigkeiten der Gans nutzen, um Dinge und andere Figuren zu manipulieren und so Aufgaben zu erfüllen. Dabei wurden sie nicht einfach mit dem Controller in der Hand vor den Laptops allein gelassen, sondern Martin Fischer spielte aktiv mit und gab auch mal Hilfestellung. „Mir gefällt das Spiel am besten, weil man hier eine Gans lenken kann“, sagte der sechsjährige Johnny, der mit konzentriertem Blick voll bei der Sache war. Auch dem zwölfjährigen Alexander machte das Projekt „Stärker mit Games“ großen Spaß: „Man kann was gewinnen, und man kann neue Freunde kennenlernen. Es macht halt auch einfach sehr viel Spaß.“

Medienpädagoge Martin Fischer im Heiligenhafener Jugendzentrum
Medienpädagoge Martin Fischer betreute das Projekt „Stärker mit Games“ im Jugendzentrum von Heiligenhafen. © Hans-Jörg Meckes

Pro Tag dauerte das Projekt insgesamt sechs Stunden. Drei davon verbrachten die Kinder vor dem Bildschirm. Während der anderen drei Stunden wurde im Jugendzentrum gegessen, und es wurden darüber hinaus analoge Spiele gespielt, bei denen die Sozialkompetenzen gefördert wurden. So begaben sich die Kinder nach dem Spiel mit der Gans in einen Extraraum auf eine Schnitzeljagd und mussten Figuren finden, die Martin Fischer vorher versteckt hatte.

Regeln für den richtigen Umgang miteinander

Für den richtigen Umgang miteinander wurden extra Regeln aufgestellt, die das Miteinander fördern. So waren zum Beispiel Beleidigungen untersagt, und es durfte nur zusammen gespielt werden. Die Laptops, die die Kinder zum Spielen benutzten, wurden von der Stiftung gestellt. Jeder Teilnehmer erhielt zudem einen Spielecontroller.

Für alle, die gern Videospiele spielen, hat das Jugendzentrum ein weiterführendes Angebot. Seit 2020 gibt es die Gaming-Community „Hafengamer“, bei denen man neue Leute kennenlernen kann. Es gibt Spielesessions, Klönschnack und gelegentlich auch analoge Events. Weitere Infos gibt es auf jugendzentrumheiligenhafen.de.

Was macht die Stiftung Digitale Spielekultur?

Die Berliner Stiftung Digitale Spielekultur wurde im Jahr 2012 gegründet und will Brücken bauen zwischen der Welt der digitalen Spiele und den gesellschaftlichen und politischen Institutionen in Deutschland. Sie agiert gemeinnützig und bundesweit und geht auf die Initiative des Deutschen Bundestages und der deutschen Games-Branche zurück. „Bei dem Projekt ‚Stärker mit Games‘ möchte die Stiftung Games in verschiedene Gesellschaftsbereiche wie Bildung, Kunst und Geschichte hereintragen“, erklärt Medienpädagoge Martin Fischer. In Heiligenhafen sei das Projekt finanziell durch das Bundeskulturprogramm „Kultur macht stark“ gefördert worden. Weitere Informationen zur Stiftung gibt es auf stiftung-digitale-spielekultur.de.

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