Wohnraum-Pläne am Tränkeplatz: Verwaltung tritt auf die Bremse

Eigentlich sollten die Wohnraumpläne für den Tränkeplatz in Heiligenhafen im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt werden. Doch daraus wurde nichts, denn die Verwaltung möchte warten, bis die Wohnraumbedarfsanalyse vorliegt.
- Der Bedarf an Wohnraum in Heiligenhafen ist sehr groß.
- Auf dem Tränkeplatz in der Wendstraße soll ein Wohnprojekt mit 30 Einheiten geplant werden.
- Die Stadtverwaltung möchte erst über die Pläne entscheiden, wenn die Wohnraumbedarfsanalyse im September vorliegt.
Heiligenhafen – Der Bedarf an kleinen Wohnungen für Singles und Paare ist besonders an der Ostseeküste riesengroß. Immer schwieriger wird es für Firmen und kleine Betriebe, neues Personal zu gewinnen. Wenn dann noch die Wohnraumsituation angespannt ist, stehen Bewerber erst recht nicht Schlange. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft von Heiligenhafen hat deshalb vor einiger Zeit von ihrem Aufsichtsrat den Auftrag erhalten, die Planungen für den Bau von Ein-Zimmer-Appartements anzuschieben.
Das mögliche Vorhaben mit 30 Einheiten konzentriert sich auf den Tränkeplatz in der Wendstraße und sollte im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt werden. Doch daraus wurde nichts. Denn in der Beschlussempfehlung der Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage heißt es: „Die Stadtvertretung beschließt, die konkrete Beschlussfassung über das von der Heiligenhafen Wohnen GmbH & Co. KG geplante Wohnprojekt auf der Parkplatzfläche Tränkeplatz in der Wendstraße erst nach Vorliegen der Aktualisierung des Wohnraumkonzeptes und der Rahmenplanung für das Sanierungsgebiet Innenstadt vorzunehmen.“
Joachim Gabriel: „Ich war sehr überrascht“
Joachim Gabriel, Geschäftsführer der Heiligenhafen Wohnen GmbH, hielt deshalb eine Vorstellung der ersten Architektenpläne für nicht angemessen. „Ich war sehr überrascht von dieser Einschätzung der Verwaltung und lasse unsere Dienstleister heute Abend nicht ins offene Messer laufen. Deshalb wird es keine Vorstellung geben, was ich sehr schade finde. Der Tränkeplatz liegt ausdrücklich nicht im Altstadt-Sanierungsgebiet.“ Seiner Meinung nach sei das Thema zu wichtig und der Bedarf an Wohnungen so groß, dass die Stadt keine weitere Zeit verlieren sollte.
Wir sollten die Wohnraumbedarfsanalyse abwarten, die im September vorliegen soll.
Bürgermeister Kuno Brandt (parteilos) sagte, dass die Wendstraße direkt an das Sanierungsgebiet Altstadt grenze und das Bauvorhaben Einfluss auf dieses hätte. „Wir sollten die Wohnraumbedarfsanalyse abwarten, die im September vorliegen soll.“ Zudem sei es wichtig, die Bedeutung des Tränkeplatzes und des Bereiches des alten Bauhofes in der Wendstraße als Parkplätze für die Innenstadt zu bewerten.
Die SPD sah das anders. „Wir müssen die Initiative ergreifen. Wenn wir erst warten, bis der Rahmenplan der Altstadt-Sanierung abgestimmt ist, verlieren wir zu viel Zeit“, sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende Monika Rübenkamp. Das unterstützte auch BfH-Sprecher Simon Schulz: „Das Wichtigste ist Wohnraum, denn davon haben wir zu wenig. Wir sollten weitermachen.“ Die CDU wollte noch Bedenkzeit und enthielt sich. Das Bauvorhaben soll nun in der September-Sitzung präsentiert werden.
Sundweg: Keine Mehrheit für Hunderte Wohnungen
Eine Quartiersentwicklung zwischen Sundweg und A1 ist ein weiteres Vorhaben, das erstmals im März dieses Jahres öffentlich vorgestellt wurde. Dieses Projekt ist noch alles andere als konkret, könnte aber ein Fingerzeig für die Zukunft sein, dass sich Heiligenhafen in Richtung Lütjenbrode entwickeln wird. Mitte März stellte ein Mitarbeiter der Firma CM Projektbau, die im Besitz der landwirtschaftlich genutzten Fläche ist, erste Gedankenspiele vor. In mehreren Bauabschnitten könnten bis zu 500 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern und Reihenhäusern entstehen. Jetzt gab es eine erste Einschätzung der Kommunalpolitik: Mehrheitlich hat sich der Ausschuss dafür ausgesprochen, das Vorhaben in dieser Größenordnung nicht durchzuwinken.
Da würde ein ganz neuer Stadtteil entstehen. Wir müssen aufpassen, dass wir Heiligenhafen nicht kaputtmachen.
„Es wäre Heiligenhafens letzte Fläche für eine potenzielle Gewerbeansiedlung. Die jetzige Planung tragen wir so nicht mit“, sagte Monika Rübenkamp. Ihr SPD-Kollege Claus Meyer ergänzte: „Da würde ein ganz neuer Stadtteil entstehen. Wir müssen aufpassen, dass wir Heiligenhafen nicht kaputtmachen.“ Während die CDU grundsätzlich hinter der Quartiersentwicklung mit mehreren Hundert Wohneinheiten und Gewerbeansiedlung steht, ist sich die BfH uneinig. Schulz: „Von mir aus muss da nichts gebaut werden, Teile unserer Fraktion sehen das anders.“ Bei sieben Gegenstimmen, fünf Jastimmen und einer Enthaltung wurde der Stadtvertretung eine Ablehnung der Bebauungspläne empfohlen. Heiligenhafens Stadtvertreter tagen am Donnerstag (23. Juni) um 19.30 Uhr im Rathaus-Sitzungssaal.