Merkels "Wir schaffen das!" - ein Jahr danach

Berlin - Vor rund einem Jahr sagte Kanzlerin Merkel einen Satz, mit dem sie in die Geschichte eingehen wird: "Wir schaffen das!" Zuvor hatten sich die Ereignisse in Europa überschlagen.
Vor rund einem Jahr sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) jenen Satz aus, für den sie noch heute oft gelobt oder kritisiert wird: "Wir schaffen das", sagte die Kanzlerin auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise in Europa im vergangenen Sommer. Nun trifft sie am Freitag in Warschau mit den Regierungschefs von Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei zusammen, die ihrer Flüchtlingspolitik besonders skeptisch gegenüberstehen.
Mit ihrer "Wir schaffen das"-Beschwörungsformel hatte Merkel auf die sich überschlagenden Ereignisse im Sommer 2015 reagiert:
17. Juni: Ungarn schließt seine Grenze zum Nicht-EU-Staat Serbien und beginnt im Juli mit der Errichtung eines Grenzzauns. Ende Juli nennt Regierungschef Viktor Orban den 31. August als Fertigstellungstermin. Wenige Tage vorher versuchen am Grenzübergang Röszke besonders viele Flüchtlinge, aus Serbien nach Ungarn zu gelangen.
16. August: Merkel warnt, die Flüchtlingsfrage werde Europa noch "sehr, sehr viel mehr" beschäftigen als die griechische Schuldenkrise und die Stabilität des Euro.
25. August: Das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration (Bamf) setzt das umstrittene Dublin-Verfahren für Flüchtlinge aus Syrien aus. Das Dublin-Verfahren sieht vor, dass Asylsuchende in dem Land ihren Antrag stellen müssen, in dem sie als erstes die EU betreten.
26. August: Der Balkan-Gipfel in Wien steht ganz im Zeichen der Flüchtlingskrise.
71 Flüchtlinge sterben in Kühllaster
27. August: In Österreich werden in einem an der Autobahn abgestellten Kühlwagen die Leichen von 71 vermutlich syrischen Flüchtlingen gefunden.
31. August: In ihrer Sommerpressekonferenz sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Flüchtlingskrise: "Wir schaffen das."
Die ungarische Polizei lässt hunderte Flüchtlinge weiter nach Österreich und Deutschland reisen, die seit Tagen an den Bahnhöfen von Budapest festsitzen.
2. September: Das Foto des dreijährigen syrischen Flüchtlingsjungen Aylan Kurdi, der an einem türkischen Strand tot aufgefunden wird, geht um die Welt.
3. September: In Ungarn treffen 3300 Flüchtlinge ein, Hunderte stürmen den Ostbahnhof in Budapest. Der ungarische Regierungschef Orban sagt in Brüssel: "Das Problem ist nicht ein europäisches Problem, das Problem ist ein deutsches Problem."
Tausende Flüchtlinge ziehen zu Fuß zur Grenze
4. September: Mehr als tausend Flüchtlinge ziehen zu Fuß von Budapest zur österreichischen Grenze. Ungarn bringt Flüchtlinge in Bussen zur Grenze. Deutschland und Österreich erklären sich zur Aufnahme der Menschen bereit.
5./6. September: Deutschland nimmt mehr als 10.000 Flüchtlinge an einem Wochenende auf. Am Münchner Hauptbahnhof werden die Flüchtlinge mit "Willkommen"-Rufen, Applaus und Geschenken empfangen.
13. September: Deutschland führt Grenzkontrollen wieder ein. Dies gelte vor allem an der Grenze zu Österreich, teilt Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) mit.
15. September: Merkel gerät angesichts der wachsenden Kritik an ihrer Flüchtlingspolitik in die Defensive. Bei einer Pressekonferenz sagt sie: "Wenn wir anfangen, uns jetzt noch zu entschuldigen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land."
18. September: Ungarns Ministerpräsident Orban kündigt den Bau eines Zauns an der Grenze zu Kroatien an.
22. September: Die EU-Innenminister beschließen in Brüssel die Umverteilung von 120.000 Asylbewerbern aus Italien und Griechenland auf die übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Dabei werden Ungarn, Tschechien, Rumänien und die Slowakei überstimmt.
7. Oktober: Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) wird als Koordinator der Bundesregierung für die Flüchtlingspolitik eingesetzt.
17-Punkte-Plan soll helfen
25. Oktober: Ein EU-Sondergipfel beschließt einen 17-Punkte-Plan zur Flüchtlingskrise. Vorgesehen sind unter anderem die Schaffung von 100.000 Plätzen zur Aufnahme von Flüchtlingen und ein koordiniertes Vorgehen auf der sogenannten Balkan-Route.
29. November: Die EU und die Türkei verständigen sich auf einen Flüchtlingspakt. Für die Rücknahme von Flüchtlingen aus Griechenland soll die Türkei Milliardenzahlungen und die Befreiung von der Visumspflicht für Türken in der EU erhalten.
afp