Update vom 4. Oktober, 20.55 Uhr: Zur Stunde beraten Bund und Länder über die geplanten Entlastungspakete und den „Abwehrschirm“ gegen die steigenden Gaspreise. Hendrik Wüst, Ministerpräsident von NRW, hatte am Morgen bereits mehr Klarheit nach den Verhandlungen gefordert. Die Menschen in der Bevölkerung müssten wissen, wie hoch sie tatsächlich entlasten werden.
Die Länder wären ebenfalls bereit, einen Teil dazu beizutragen, allerdings „kann es ja wohl nicht richtig sein, dass wir hier schon wieder überlegen, Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Universitäten, Berufsschulen zu schließen, weil wir uns die Heizkosten nicht leisten können“, so Wüst beim Deutschlandfunk. Neben dem Energie- und Gaspreisdeckel sollten wohl auch die Nachfolge des 9-Euro-Tickets, das Wohngeld und die Flüchtlings-Finanzierung Thema sein.
Update vom 4. Oktober, 17.26 Uhr: Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK), der niedersächsische Regierungschef Stephan Weil (SPD), hat Erwartungen an das bevorstehende Bund-Länder-Treffen gedämpft. „Es kann heute keine abschließende Beratung zwischen Bund und Ländern zu den zu diskutierenden Finanzfragen sein“, sagte Weil am Dienstag nach einem Treffen der Länderchefs in Berlin. Es könne stattdessen nur einen „Zwischenstand“ geben. Auch die Expertenkommission will ihren Vorschlag zur Gaspreisbremse erst am kommenden Wochenende vorlegen (siehe Update 17.02 Uhr).
Weil begrüßte das 200-Milliarden-Paket, mit dem die Bundesregierung Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen vor hohen Gaspreisen schützen will, als „echten großen Fortschritt“.
Update vom 4. Oktober, 17.02 Uhr: Das Bund-Länder-Treffen am Nachmittag soll Klarheit zu den geplanten Entlastungspaketen und der Gaspreisbremse liefern. Vieles ist noch ungewiss. Die vom Bund einberufene Expertenkommission zur Gaspreisbremse will nun am Wochenende nach der MPK einen Vorschlag vorlegen.
„Die Kommission arbeitet mit Hochdruck daran, der Politik schnellstmöglich Empfehlungen für eine ebenso ausgewogene wie praktikable Gaspreisbremse vorzulegen“, hieß es von den Vorsitzenden. Zu beachten seien finanzielle Entlastungen, ohne Anreize zum Gassparen zu vernichten. Diverse Ansätze seien noch im Rennen.
Update vom 4. Oktober, 16.38 Uhr: Vor der Ministerpräsidentenkonferenz mit Olaf Scholz hofft Hendrik Wüst auf mehr Klarheit zu den geplanten Maßnahmen und deren Finanzierung. „Wir brauchen jetzt einen Pakt der nationalen Einheit, um die Menschen und das Land gut durch Herbst und Winter zu kriegen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz am Dienstag.
„Was die Auswirkungen angeht, ist das noch ein bisschen eine Wundertüte. Keiner weiß genau, was drin ist, aber alle freuen sich schon mal.“
Der 200-Milliarden-„Abwehrschirm“ und dessen Auswirkungen wären noch wie eine „Wundertüte.“ „Keiner weiß genau, was drin ist, aber alle freuen sich schon mal“, so Wüst. Wichtig sei, möglichst schnell zu klären, wo die Gas- und Strompreise liegen sollen. Kommunen und Länder seien bereit, Verantwortung bei der Finanzierung des Entlastungspakets zu tragen. Der Bund müsse den Ländern aber auch Raum lassen für eigene Aufgaben.
Eine Lösung in allen Fragen erwartet Wüst nicht bei der MPK am Dienstag.
Erstmeldung vom 4. Oktober: Berlin – Drittes Entlastungspaket und der Gas-Abwehrschirm: Bundeskanzler Olaf Scholz wird sich am Nachmittag mit den Ministerpräsidenten der Länder treffen. Thema sind die Maßnahmen gegen die Energiekrise. Vor allem die Finanzierung der Pakete scheint noch ungeklärt. Während die Länderchefs eine Lastenverteilung fordern, hat Linken-Chef Dietmar Bartsch größere Ziele. Er fordert eine Rentenerhöhung – gegen eine „Altersarmutslawine im Winter“.
Die Strom- und Gaspreise steigen und viele Bürger wissen nicht, wie sie die höheren Rechnungen bezahlen sollen. Ein drittes Entlastungspaket mit Steuerentlastungen und erhöhtem Kindergeld ist bereits beschlossen. In einer ersten Pressekonferenz verkündete Kanzler Olaf Scholz zuvor außerdem einen bis zu 200 Milliarden schwerer „Abwehrschirm“ zur Senkung der Gaspreise. Dieser soll bis maximal Ende des Winters 2023/24 laufen und sowohl Verbraucher als auch Betriebe unterstützen. Die Maßnahme soll mit Krediten finanziert werden. Die Gasumlage von Wirtschaftsminister Habeck war damit vom Tisch.
Diskutiert wird indes weiterhin über die Verteilung der Kosten beider Maßnahmen. „Meine Erwartung an die MPK am Dienstag ist ganz klar: eine konstruktive Diskussion um eine faire Lastenverteilung“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) der Rheinischen Post vom Montag.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) drängte auf eine rasche Umsetzung der Gaspreisbremse. „Die Menschen wollen endlich wissen, wie hoch die Entlastungen für sie persönlich ausfallen“ und auch vielen Firmen stehe „das Wasser bis zum Hals“, sagte er der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten. „Es zählt jeder Tag.“
Um Altersarmut durch rapide steigende Energiepreise zu verhindern, fordert die Linke zudem eine Erhöhung des Rentenniveaus. „Wir brauchen eine Anhebung des Rentenniveaus, die die Inflation ausgleicht, und eine Mindestrente in Höhe von 1200 Euro“, sagte Bartsch der Augsburger Allgemeinen vom Dienstag. Ansonsten drohe wegen der beträchtlichen Inflation eine „Altersarmutslawine im Winter“.
Bartsch verwies auf eine Auswertung seiner Fraktion, wonach der Anteil der armutsgefährdeten Rentnerinnen und Rentner in Deutschland schon vor dem Energieschock zugenommen habe. Ihr Anteil stieg demnach bundesweit von 16,3 Prozent auf 17,4 Prozent. Auch wohlhabende Bundesländer wie Baden-Württemberg und Bayern seien von der Entwicklung betroffen.
Nach den Plänen der Bundesregierung sollen Rentnerinnen und Rentner durch das dritte Entlastungspaket einen Energiezuschuss von 300 Euro brutto erhalten. Das müssen Gas-Kunden außerdem zur Preisbremse wissen. (chd/AFP/dpa)