„Buch der Folterer“: Ukraine will Kriegsverbrechen genau dokumentieren - und Täter zur Rechenschaft ziehen

Die Ukraine startet ein Informationssystem zu Kriegsverbrechen. Präsident Wolodymyr Selenskyj betont, dass „alle zur Rechenschaft gezogen werden“.
Kiew / München - Kriegsverbrechen in der Ukraine - spätestens seit Butscha sind mögliche Grausamkeiten der russischen Armee Teil der Diskussion rund um den eskalierten Ukraine-Konflikt. Die Ukraine spricht von zahllosen Gräueltaten, die russische Seite streitet diese ab.
Die Ukraine will das nicht auf sich beruhen lassen: Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ein neues Informationssystem zu Kriegsverbrechen angekündigt. In der kommenden Woche solle ein „Buch der Folterer“ gestartet werden, in dem bestätigte Informationen über Kriegsverbrecher und Kriminelle der russischen Streitkräfte gesammelt werden sollen. Das sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft am Dienstag (7. Juni 2022). „Ich habe wiederholt betont, dass sie alle zur Rechenschaft gezogen werden. Und wir gehen das Schritt für Schritt an“, so der Präsident.
Kriegsverbrechen im Ukraine-Konflikt: Nicht nur direkte Täter im Visier
Welche Art Informationen sollen im „Buch der Folterer“ gesammelt werden? Laut Selenskyi gehe es um „spezifische Fakten über spezifische Menschen, die spezifische Gewaltverbrechen gegen Ukrainer begangen haben“. Es gehe darum, nicht nur die direkten Täter wie etwa die Soldaten zur Verantwortung zu ziehen, sondern auch deren Befehlshaber, die die Taten ermöglicht hätten - „in Butscha, in Mariupol, in all unseren Städten“. Sie alle sollten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Selenskyj (Was über die Gräueltaten von Butscha bekannt ist).
Mehr als 31.000 russische Soldaten seien seit Beginn des Ukraine-Kriegs ums Leben gekommen. Der Präsident sagte: „Seit dem 24. Februar zahlt Russland für seinen absolut sinnlosen Krieg gegen die Ukraine mit mehr als 300 seiner Soldaten jeden Tag. Und es wird der Tag anbrechen, an dem die Zahl der Opfer sogar für Russland die Grenzen des Zulässigen übertrifft“. Unabhängige Bestätigungen für die genannten Opferzahlen gibt es keine. (cg mit dpa).
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