Vor der Landtagswahl in NRW: Das sagen die letzten Umfragen

Düsseldorf - Vor der Wahl in NRW 2017: Was sagen die letzte Umfragen und Prognosen vor der heutigen Landtagswahl? Hier finden Sie alle Zahlen und Prozente.
Die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen werden auch „kleine Bundestagswahlen“ genannt. Denn bei der Wahl am Rhein sind über 13 Millionen Bürger wahlberechtigt - das ist über ein Fünftel der deutschen Wähler. Das Ergebnis von Nordrhein-Westfalen könnte deshalb wenige Monate vor der Bundestagswahl am 24. September eine wichtige Signalwirkung haben. Wer im Bund gewinnen will, sollte auch am Rhein erfolgreich sein, heißt es von vielen Seiten. Die Prognosen über den Ausgang der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen dürften deshalb auch über die Landesgrenzen hinweg von großem Interesse sein.
Hier können Sie die Wahl in NRW im Live-Ticker verfolgen.
Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen: Das sagen die aktuellen Umfragen
Prognose für die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen 2017
Institut | Datum | CDU | SPD | Grüne | FDP | Linke | Piraten | AfD |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Forschungsgruppe Wahlen | 11. Mai 2017 | 32% | 31% | 6,5% | 13,5% | 6% | - | 6,5% |
YouGov | 11. Mai 2017 | 31% | 30% | 7% | 9% | 8% | 2% | 9% |
INSA | 9. Mai 2017 | 30% | 33% | 7% | 13% | 5% | - | 7% |
Forschungsgruppe Wahlen | 5. Mai 2017 | 32% | 32% | 7,5% | 12% | 6% | - | 6% |
Infratest dimap | 4. Mai 2017 | 31% | 32% | 7% | 13% | 5% | - | 8% |
Forsa | 28. April 2017 | 29% | 35% | 6% | 12% | 6% | - | 7% |
Kurz vor der Wahl kommt es nun zu einem überraschenden Ergebnis: Erstmals zieht die CDU in Umfragen an der SPD vorbei. Die Christdemokraten kommen auf 31 Prozent, die Sozialdemokraten holen nur noch 30 Prozent. Die AfD würde aktuell 9 Prozent erreichen, die Grünen 7 und die FDP 9. Die Linke würde laut Umfrageinstitut YouGov 8 Prozent erhalten, die Piraten 2.
Das am Donnerstagabend vor den Wahlen veröffentlichte ZDF-"Politbarometer" der Forschungsgruppe Wahlen sagt für die CDU einen Stimmenanteil von 32 Prozent und für die SPD von 31 Prozent voraus. Die FDP liegt hier bei 13,5 Prozent, die Grünen erreichen ebenso wie die AfD 6,5 Prozent, die Linke kommt auf 6 Prozent. Befragt wurden von Montag bis Donnerstag 2402 Wahlberechtigte in Nordrhein-Westfalen.
Eine dritte Umfrage des Instituts Civey für das Portal "Spiegel Online" und die "Rheinische Post" wurde am Freitag vor der NRW-Wahl veröffentlicht. In diesem "Wahltrend NRW" liegt die SPD mit 32,5 Prozent vor der CDU mit 31,6 Prozent. Die FDP wird hier bei 12,6 Prozent gesehen, Grüne und AfD erreichen jeweils 6,4 Prozent, die Linke kommt auf 5,7 Prozent. Befragt wurden von Samstag bis Donnerstag 5031 Wahlberechtigte.
Auch etwas ältere Umfragen sahen die CDU und die SPD oft gleichauf oder nur um wenige Prozentpunkte auseinander. Die kleine Bundestagswahl am Sonntag wird also in jedem Fall spannend.
Weitere Umfrageergebnisse können Sie hier verfolgen.

Wie Sie die Wahl in NRW live im TV und im Live-Stream verfolgen können, lesen Sie unter diesem Link.
Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen: Der Termin
Gewählt wird in Nordrhein-Westfalen an diesem Sonntag, 14. Mai. Schon seit Jahrzehnten ist es im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands Tradition, an einem Sonntag im Mai zu wählen. 2017 endet nun wieder eine fünfjährige Wahlperiode: Die letzten Landtagswahlen fanden am 13. Mai 2012 statt. Damals mussten die Wahlen vorgezogen werden, weil die amtierende rot-grüne Minderheitsregierung für den Haushalt keine Mehrheit bekommen hatte.
Das Ergebnis der letzten Landtagswahlen 2012
CDU | SPD | Grüne | FDP | Piraten | Linke |
---|---|---|---|---|---|
26,3 % | 39,1 % | 11,3 % | 8,6 % | 7,8 % | 2,5 % |
Seit den letzten Landtagswahlen regiert die SPD-Politikerin Hannelore Kraft mit einem rot-grünen Kabinett in Nordrhein-Westfalen. Mit 39,1 Prozent der Stimmen überholte die SPD die CDU bei den letzten Landtagswahlen deutlich: Die Christdemokraten erreichten nu 26,3 Prozent. Wird das Ergebnis in diesem Jahr erneut so eindeutig ausfallen?
Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen: Profitiert SPD vom „Schulz-Effekt“?
Die SPD konnte in den vergangenen Monaten zeitweise vom so genannten Schulz-Effekt profitieren, den die Ernennung von Martin Schulz als Kanzlerkandidat ausgelöst hatte. Denn laut der Homepage bundestagswahl-2017.com lag die SPD in NRW vor wenigen Monaten noch fünf Prozentpunkte niedriger. Inzwischen scheint der Schulz-Hype allerdings wieder abzuflauen, wie beispielsweise Zeit Online schreibt. Die CDU hat zwar seit den letzten Landtagswahlen ein wenig hinzugewonnen, bleibt aber in den meisten Umfragen hinter den Sozialdemokraten zurück. Auch bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein am vergangenen Sonntag war vom Schulz-Effekt kaum noch etwas zu spüren.
Die Grünen werden dagegen nach derzeitigen Umfragen bei den Landtagswahlen 2017 herbe Verluste einstecken müssen. Erreichten sie bei den Landtagswahlen 2012 noch 11,3 Prozent, schneiden sie in aktuellen Umfragen deutlich schlechter ab. Sie könnten nur noch fünftstärkste Partei in Nordrhein-Westfalen werden - zuletzt waren sie die Drittstärksten. Diesen Platz übernimmt nun womöglich die FDP oder die AfD. Die Liberalen haben leicht zugelegt, ebenso wie die Linken.
Die AfD wird wohl aus dem Stand auf relativ hohe Ergebnisse kommen. Die Partei war bisher nicht im Landtag in Düsseldorf vertreten und liegt in den Prognosen nun bei knapp zehn Prozent. Die Piraten, die 2012 mit 7,8 Prozent in das Parlament gewählt worden waren, haben derzeit jedoch kaum eine Chance, die Fünf-Prozent-Hürde zu nehmen. Aktuelle Umfragen sehen sie nur noch bei zwei Prozent.
Landtagswahlen Nordrhein-Westfalen: So beliebt sind die Spitzenkandidaten
Wie gut die einzelnen Parteien bei den Landtagswahlen abschneiden werden, hängt auch maßgeblich von ihren Spitzenkandidaten ab. Hier erfahren Sie, wer sich um das Ministerpräsidentenamt bewirbt und wie die Chancen der einzelnen Kandidaten stehen.
Die SPD schickt - wenig überraschend - Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ins Rennen. Sie verfügt über reichlich Regierungserfahrung in Nordrhein-Westfalen, denn sie regiert das Bundesland schon seit 2010. Doch NRW hatte in dieser Zeit durchaus mit Problemen zu kämpfen: Wirtschaftlich und sozial gilt das Bundesland als gespalten, beispielsweise im Bildungsbereich belegt Nordrhein-Westfalen regelmäßig hintere Plätze. Das kritisierte zuletzt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Trotzdem erfreut sich Hannelore Kraft großer Beliebtheit, selbst bei den konservativen Wählern ist die SPD-Politikerin überraschend populär. Wie das Handelsblatt berichtet, würden sogar 45 Prozent der CDU-Anhänger Kraft als Ministerpräsidentin präferieren. Seit Herbst 2015 ist ihre Popularität aber gesunken: Damals hätten sie noch 63 Prozent direkt gewählt. Kraft verweist derweil auf die eigenen Erfolge: „Wir haben eine Menge für die Bürger nach vorne gebracht. Mindestlohn, Rente, Mietpreisbremse, Ankurbelung sozialer Wohnungsbau als einige Beispiele. Das haben wir in weiten Teilen schon in Berlin umgesetzt oder sind noch in der Umsetzung. Es gilt, das jetzt zu vervollständigen. “ Das erklärte sie RP-Online.
Landtagswahlen Nordrhein-Westfalen: CDU-Attacken auf Kraft bleiben wirkungslos
Die Hoffnungen der CDU ruhen derweil auf Armin Laschet, dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU. Mit einer überwältigenden Mehrheit von 97,4 Prozent wurde er zum Spitzenkandidaten von Nordrhein-Westfalen gewählt. Seitdem griff er die amtierende Ministerpräsidentin Hannelore Kraft wiederholt an und sagte: „Ich will Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen werden." Außerhalb der eigenen Partei kann der Aachener allerdings kaum mit der beliebten Kraft mithalten: Nur 23 Prozent würden Laschet direkt als Ministerpräsidenten wählen, berichtet das Handelsblatt.
Spitzenkandidat der FDP ist Partei-Chef Christian Lindner. Das ist insofern interessant, als dass dieser auch als Kandidat bei der Bundestagswahl antritt. Die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen ist also ein wichtiger Test für ihn. Er hat sich große Ziele gesetzt, denn 2017 will er mit seiner Partei wieder in den Bundestag einziehen. Nach den letzten Bundestagswahlen war die FDP erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Ob der FDP das Comeback gelingt, hängt wohl auch vom Abschneiden Christian Lindners bei den Landtagswahlen in NRW ab. Zumindest in der eigenen Partei ist der doppelte Spitzenkandidat ziemlich beliebt: „Er ist einfach der Beste“, sagte das FDP-Urgestein Burkhard Hirsch laut Welt im November 2016 über Christian Lindner.
Bei der AfD ist Marcus Pretzell, der deutsche Landesvorsitzende der AfD in Nordrhein-Westfalen, Spitzenkandidat. Doch dem Lebensgefährten von Frauke Petry könnte bis zum Schluss die innere Zerrissenheit der Partei gefährlich werden. Im November 2016 stimmten die Delegierten mehrheitlich gegen die bisherige Kandidatenliste mit Marcus Pretzell an der Spitze. Außerdem wurde der Spitzenkandidat wegen Sozialbetrugs angezeigt, wie der Spiegel berichtete.
Die Grünen wollen bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen Sylvia Löhrmann ins Rennen schicken. Allerdings hatte sie lediglich rund 80 Prozent der Parteifreunde hinter sich. 2012 erreichte sie bei der Abstimmung über ihre Spitzenkandidatur dagegen noch über 98 Prozent, schreibt die Westdeutsche Zeitung.
Christian Leye und Özlem Demirel gehen für die Linke als Doppelspitze ins Rennen. Während Leye im Wahlkreisbüro von Sahra Wagenknecht arbeitet, bringt Demirel schon Erfahrung aus der vorletzten Legislaturperiode mit. Beide haben im Vorfeld die rot-grüne Landesregierung von Hannelore Kraft wiederholt scharf kritisiert.
Landtagswahlen Nordrhein-Westfalen: Diese Koalitionen könnten möglich sein
Bisher regiert Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in einer rot-grünen Koalition. Aktuellen Umfragen zufolge werden die beiden Parteien allerdings nicht genug Stimmen bekommen, um dieses Bündnis fortzusetzen. Schenkt man beispielsweise der Umfrage von Infratest dimap Glauben, kommen SPD und Grüne zusammen nur noch auf 40 Prozent.
Auch eine schwarz-gelbe Koalition scheint nach den aktuellen Zahlen eher unwahrscheinlich zu sein. Laut Infratest dimap kommen CDU und FDP gemeinsam auf lediglich 44 Prozent.
Am wahrscheinlichsten erscheint deshalb eine große Koalition mit Hannelore Kraft an der Spitze. Die CDU wäre in einem solchen Fall Juniorpartner der Roten, dazu wäre Spitzenkandidat Armin Laschet laut Welt bereit: „Demokraten müssen nach einer Wahl miteinander arbeiten können“, sagte er. CDU und SPD würden im Augenblick den Umfragen zufolge ungefähr 68 Prozent der Stimmen bekommen.
Eine Alternative wäre womöglich ein rot-rot-grünes Bündnis. Dazu müssten aber Linke und Grüne den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen. Momentan stehen die Grünen in Umfragen bei circa 6 Prozent, die Linke bei ungefähr 5 Prozent. Doch auch wenn beide den Einzug ins Parlament schaffen, vereint eine rot-rot-grüne Koalition wohl keine Mehrheit auf sich. Außerdem hat Hannelore Kraft ein Bündnis mit den Linken bereits ausgeschlossen, da sie diese für nicht regierungsfähig hält. Das berichtete unter anderem die WAZ. Deshalb erscheint auch dieses Bündnis als eher unwahrscheinlich.
In den letzten Wochen ist zunehmend auch eine sogenannte Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen im Gespräch. Diese hat Spitzenkandidat Christian Lindner in Nordrhein-Westfalen gegenüber der Westdeutschen Zeitung zufolge allerdings ausgeschlossen. Außerdem bleibt ebenso bei dieser Konstellation unklar, ob die nötige Mehrheit erreicht wird.
Als besonders unrealistisch lässt sich ein Schwarz-Gelb-Blaues-Bündnis aus CDU, FDP und AfD bezeichnen. Der CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet gilt als liberaler Merkel-Verbündeter, die Übereinstimmungen mit der AfD sollten also eher gering sein.
Viele Koalitionsmöglichkeiten dürften sich - je nach exaktem Wahlausgang - also nicht ergeben. Wir verfolgen weiterhin die Prognosen. Alle weiteren Informationen rund um die Wahlen in Nordrhein-Westfalen finden Sie hier.
bau