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Auswärtige im Visier

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Notwendige oder überflüssig Fahrt? Polizeibeamte kontrollieren am Wochenende die Einhaltung der Einreisesperren für Schleswig-Holstein. Foto: dpa
Notwendige oder überflüssig Fahrt? Polizeibeamte kontrollieren am Wochenende die Einhaltung der Einreisesperren für Schleswig-Holstein. Foto: dpa

St. Peter-Ording – Zur Überwachung der angeordneten Corona-Schutzmaßnahmen wurden am Sonnabend in Nordfriesland die Zufahrtsstraßen nach St. Peter-Ording kontrolliert. Dabei geht es um das Einreiseverbot für Touristen. „Wir haben eine besondere Zeit“, sagt Amtsdirektor Herbert Lorenzen. Zum Schutz gegen Ansteckung sind Reisen aus anderen Bundesländern nach Schleswig-Holstein zu touristischem Zweck ebenso verboten wie die Anreise zur Nutzung einer Zweitwohnung ohne Vorliegen eines Ausnahmetatbestandes.

Kontrollen gibt es am Sonnabend an zahlreichen touristischen Hotspots des Landes, denn Nord- und Ostsee sind beliebte Ausflugsziele. Doch offenbar sind die meisten einsichtig und zu Hause geblieben. Nur rund 500 Fahrzeuge werden in St. Peter-Ording an den beiden Kontrollpunkten gezählt, sagt Sven Jacobsen vom Amt Eiderstedt. „Die Gesamtzahl der Fahrzeuge spricht dafür, dass viele Personen vermeidbare Ausflüge unterlassen und daher gar nicht erst nach St. Peter-Ording fahren.“ Die meisten haben ein Nordfriesland-Kennzeichen und werden gleich durchgewinkt. Nur ein Viertel der Fahrer wird überprüft, sagt Jacobsen.

Im ersten Fahrzeug in der Kontrolle ist ein Mann aus Kiel, der mit seinem Hund unterwegs ist. Ein Dauercamper, der nur seinen Wohnwagen in Sankt Peter-Ording besuchen will. Er darf, wird aber gebeten, künftig auf solche Ausfahrten möglichst zu verzichten.

Ein Auto mit SL-Kennzeichen für den Kreis Schleswig Flensburg wird kurz gestoppt. Der Mann ist ein Pendler, wohnt im Kreis Schleswig Flensburg und arbeitet in der Klinik vor Ort.

Nächstes Auto hat ein Pinneberger Kennzeichen. Der Fahrer will zur Autowäsche nach St. Peter-Ording, sagt er. Und zeigt seine Papiere. Er wohnt nur wenige Kilometer entfernt im Nachbarort Tating. Und das „falsche“ Kennzeichen? Beim Ummelden des Autos dürfe man sein altes Kennzeichen behalten, sagt ein Polizist.

Eine Frau aus Gießen ist ganz aufgeregt. „Es ist das erste Mal, dass ich in einer Kontrolle bin“, sagt sie, und zieht einen Zimmerschlüssel sowie eine Gästekarte aus ihrer Tasche. Elke Klein macht zurzeit eine Reha in St. Peter-Ording. „Ich bin noch bis Mittwoch in der Klinik“, erzählt sie beim Wegfahren.

Dann wird eine schwarze Luxuslimousine mit Münchner Kennzeichen auf dem Parkplatz kontrolliert. Der junge Fahrer erklärt, er komme aus Hamburg und sei gemeinsam mit seiner Freundin für einen Spaziergang nach Westerhever gefahren. Über St. Peter-Ording und Heide solle es zurückgehen. Ein teurer Spaziergang, denn auf sie wartet jetzt ein Bußgeld von 150 Euro, sagt ein Mitarbeiter vom Amt Eiderstedt. Zahlen müssen sie nicht sofort, denn „Bußgelder werden vor Ort nicht eingezogen“, sagt ein Polizeibeamter. „Wir fertigen nur die Berichte. Danach geht alles seinen Weg.“ Insgesamt seien während der dreistündigen Kontrollaktion zwei Ordnungswidrigkeiten aufgenommen und zwei Verwarnungen ausgesprochen worden, sagte Amtssprecher Jacobsen. Es handelte sich dabei um Tagesausflügler von außerhalb Schleswig-Holsteins sowie einen Zweitwohnungsbesitzer.

„Resümee: Die geltenden Beschränkungen werden durch die Bevölkerung zu sehr großen Teilen beachtet“, sagt Amtssprecher Jacobsen. „Viele Fahrer, deren Fahrzeuge auswärtige Kennzeichen haben, haben tatsächlich ihren Erstwohnsitz vor Ort, aber das Kennzeichen halt nicht auf den Landkreis umgemeldet.“

„Das Kennzeichen ist kein Indiz dafür, ob man sich rechtmäßig hier aufhält oder nicht“, sagt Eiderstedts Amtsdirektor. „Ich gehe davon aus, dass wir in ähnlicher Form wieder Kontrollen durchführen.“

In Nordfriesland ist inzwischen ein Mensch an den Corona-Folgen gestorben. Am Sonnabend zählte der Kreis aktuell 36 Infizierte, davon 22 auf dem Festland und 14  auf den Inseln. Vier der Infizierten seien stationär in einer Klinik aufgenommen, hieß es.  dpa

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