Stadtbibliothek Lübeck feiert 400. Geburtstag

Seit mehreren Hundert Jahren versorgt die Stadtbibliothek in Lübeck Menschen mit Lesestoff. Von der kostbaren Erstausgabe bis zum Comic reicht das Spektrum. Jetzt feiert die Einrichtung 400. Geburtstag.
Lübeck – Das Sammeln von Büchern war einst den Klöstern und dem Adel vorbehalten. Das änderte sich mit der Reformation. So beschloss der Rat der Freien und Hansestadt Lübeck 1620, die Büchersammlungen der Ratsbibliothek und der vier großen Kirchen der Stadt auch den Bürgern der Stadt zugänglich zu machen. Das war die Geburtsstunde der Stadtbibliothek Lübeck. In diesem Jahr besteht sie seit 400 Jahren. Am Sonnabend (17. September) lädt sie zu einem großen Bibliotheksfest ein.
Den Anfang machten nach Angaben der Hansestadt 1100 gedruckte Bücher und etwa 230 Handschriften aus den Beständen der Innenstadtkirchen. Hinzu kamen die Bibliotheken des Rates, der Katharinenkirche und der Lateinschule. Seit 1756 wurde in der neuen Benutzungsordnung festgelegt, dass die Bibliothek von jeder Veröffentlichung des damals selbstständigen Staates Lübeck ein Pflichtexemplar erhalten musste.
Heute umfasst der Bestand knapp eine Million Druckwerke, darunter 600 000 historische Bücher, Zeitschriften und Karten. Diese besonders kostbaren Altbestände sind in einem eigenen Gebäude in der Einsiedelstraße untergebracht und können nur nach Vorbestellung benutzt werden.
Eine Besonderheit ist die Saatgutbibliothek, die es seit 2021 gibt. Dadurch solle ein Beitrag zum Erhalt der Sortenvielfalt geleistet werden, sagte eine Sprecherin der Hansestadt Lübeck.
Die Räume der Stadtbibliothek in der Lübecker Innenstadt spiegeln die Geschichte der Institution wider. Die ältesten Säle – der Scharbau- und der Konsistorialsaal – stammen aus dem 14. Jahrhundert und dienten ursprünglich den Mönchen des Katharinenklosters als Schlafsaal. Insgesamt besteht die Zentrale der Stadtbibliothek in der Lübecker Altstadt aus fünf Gebäuden aus den Jahren 1355, 1877, 1926 und 1979. Außerdem gibt es vier Stadtteilbüchereien.
Einen festen Etat für Neuanschaffungen der Bibliothek gibt es erst seit Ende des 19. Jahrhunderts. Bis dahin bestanden Vereinbarungen mit verschiedenen Lübecker Vereinen, darunter denen der Juristen, Mediziner, Musiker und Theologen, die ihre Bestände der Bibliothek überließen. Auch deshalb finden sich heute im Bestand der Bibliothek zahlreiche liturgische Handschriften und Unikate vom 16. bis zum 20. Jahrhundert.
Beim Bibliotheksfest am Sonnabend gibt es unter anderem Workshops, Vorträge, ein Improvisationstheater und einen Bibliotheks-Poetry-Slam mit Teilnehmenden aus ganz Deutschland. Das Fest beginnt um 16 Uhr. dpa