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Vom Hörsaal ins Landeskabinett

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Kerstin von der Decken (CDU), Ministerin für Justiz und Gesundheit, wird am 29.06.2022 im schleswig-holsteinischen Landtag vereidigt..
Justiz und Gesundheit liegen in ihrer Hand: Kerstin von der Decken (CDU). © DPA

„Eine Nacht überlegt“: Kerstin von der Decken über ihren Wechsel

Kiel – Ihre Personalie war das letzte Geheimnis, das Ministerpräsident Daniel Günther zur Neubildung seiner Landesregierung in Schleswig-Holstein gelüftet hat: Seit dem 29. Juni führt die Juristin Kerstin von der Decken (beide CDU) das neu zusammengestellte Ministerium für Justiz und Gesundheit. Wenn sie über ihr Personal spricht, müssen den Mitarbeitern die Ohren klingen: „Alle, die ich in beiden Bereichen bisher kennengelernt habe, sind großartig“, sagt die 53-Jährige. „Es sind Fachleute, professionell; sie arbeiten mit absoluter Hingabe und großem Verantwortungsgefühl. Ich bin absolut beeindruckt – das sind zwei top aufgestellte Häuser.“

Noch vor Kurzem hat von der Decken – der Nachname wird mit langem „e“ ausgesprochen – Studenten in Vorlesungen anhand der Corona-Pandemie das Funktionieren des Staates erklärt. Nun ist sie die Chefmanagerin der Pandemie in Schleswig-Holstein. Das jetzt in der Praxis zu erleben, war ein Grund für ihre Entscheidung, Ministerin zu werden. Als ersten nennt sie einen Punkt, für den sie sich fast entschuldigt. „Es ist nicht pathetisch gemeint, auch wenn es so klingen mag: Mir wurde bewusst, dass ich die Möglichkeit habe, meinem Land und den Menschen zu dienen, Verantwortung zu übernehmen für zwei ganz wichtige Bereiche unserer Gesellschaft, nämlich Rechtsstaatlichkeit und ein funktionierendes Gesundheitssystem.“

Dass sie nun von ihrem Amtssitz am Kleinen Kiel den Umgang mit der Corona-Pandemie und das Funktionieren der Justiz politisch verantwortet, ist für von der Decken weit mehr als ein bloßer Jobwechsel. Die gebürtige Hamburgerin wuchs in Mexiko-Stadt auf, studierte in Bonn, Aix-en-Provence und Trier. Gastprofessuren führten sie nach Paris, Washington, Oviedo und Graz. Wie sehr ihr das fehlen werde? Von der Decken lacht. „Es würde mir schon fehlen, wenn ich jetzt fünf Jahre lang gar nicht ins Ausland käme“, sagt sie. „Aber ich gehe davon aus, dass dies nicht der Fall sein wird.“ Und ihre internationale Prägung gehe ja nicht verloren.

Dennoch ist es ein Bruch: „Nach der Vereidigung am 29. Juni habe ich mit unzähligen E-Mails alles gecancelt, was ich bisher getan habe“, sagt von der Decken. Das sei ihr nicht leichtgefallen. „Ich habe alles abgesagt, was ich als Professorin und Wissenschaftlerin gemacht habe.“ Nur anstehende Prüfungen an der Kieler Uni werde sie noch erledigen.

Elf Jahre hatte von der Decken den Lehrstuhl für Öffentliches Recht inne. „Ich habe meinen Studenten das Funktionieren des Staates, die Werteordnung und ähnliche Dinge beigebracht, aber in der Theorie“, sagt sie. Ihr erster Gedanke, als Günther wegen des Ministerpostens anfragte? „Ich war überrascht, und gleichzeitig fühlte ich mich sehr geehrt.“ Ihr sei sofort bewusst gewesen, dass es um ein Amt mit enormer Verantwortung ging. „Deswegen habe ich auch eine Nacht überlegt und dann zugesagt.“ Diese Gelegenheit gebe es nur einmal im Leben.

Was gegenüber ihrer früheren Tätigkeit ganz anders sei? „Ich bin nicht mehr Herrin meiner Termine“, sagt von der Decken. Sie stehe ihren neuen Aufgaben mit großem Respekt gegenüber. „Denn das, was ich tue, hat ja konkrete Auswirkungen auf die Menschen.“ Sie mache das mit großem Elan und großer Freude.  dpa

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