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Gemeinde Sylt will keine neuen Ferienwohnungen und mehr Dauerwohnraum

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Sandburgen ja, Bettenburgen nein: Sylt will seine Hotelkapazitäten nur noch nach eingehenden Prüfungen aufstocken.
Sandburgen ja, Bettenburgen nein: Sylt will seine Hotelkapazitäten nur noch nach eingehenden Prüfungen aufstocken. © DPA

Einstimmig verabschiedet der Bauausschuss der Gemeinde Sylt ein Beherbergungskonzept, das den Wildwuchs und Neubau von Ferienwohnungen stoppen soll. Für viele Sylter ist dies „historisch“ und ein Schritt in Richtung lebenswerte Insel.

Westerland – Keine neuen Ferienwohnungen, kein Aufstocken von Hotelkapazitäten ohne eingehende Prüfungen, dafür mehr Dauerwohnraum: Mit einem Beherbergungskonzept will die Gemeinde Sylt den Wildwuchs und den Neubau von Ferienwohnungen stoppen. Der Entwurf des Konzepts wurde am Montagabend nach Angaben von Bürgermeister Nikolas Häckel (parteilos) einstimmig im Bau- und Planungsausschuss beschlossen.

„Wir werden nun in der Ortsentwicklung die Umsetzungsstrategie erarbeiten und mit dem Beherbergungskonzept der Gemeindevertretung zur Beschlussfassung vorlegen“, teilte Häckel am Dienstag mit. Das Konzept greift demnach mit dem Beschluss der Gemeindevertretung. Häckel geht davon aus, dass der Beschluss noch in diesem Jahr gefasst werden kann.

Das Konzept wurde von der Lübecker Cima Beratung + Management GmbH im Auftrag der Gemeinde erstellt. Im Mai wurde es erstmals öffentlich vorgestellt. Die Menge der Wohnungen, die durch Ferienwohnungen und auch Nebenwohnsitze dem Markt entzogen wird, sei immens hoch, heißt es in dem Gutachten. Die Folge seien ungewollte städtebauliche Effekte, zu denen vor allem der zunehmende Mangel an bezahlbarem Dauerwohnraum und Verkehrsbelastungen zählen. In einigen Lagen gefährdet dies den Angaben von Mai zufolge bereits das Ortsteilleben, da immer weniger dauerhaft auf der Insel Wohnende für Ehrenamt, soziale Einrichtungen oder auch als Arbeitskraft zur Verfügung stehen.

Nach der Vorstellung im Mai sagte Häckel, es sei klar gesagt worden: „Wir müssen in den Bebauungsplänen sämtliche neuen Ferienwohnungen ganz konsequent ausschließen. Ohne Ausnahmen.“ Auch wenn Hotelkapazitäten geplant werden sollten, müsse ganz klar geprüft werden, wie die Auswirkungen dieses konkreten Vorhabens auf die Situation in der Gemeinde Sylt sein werden.

Am Montagabend schrieb Häckel auf seiner offiziellen Facebook-Seite, das Konzept sei ein Baustein für einen nachhaltigen und achtsamen Tourismus sowie für eine lebens- und liebenswerte Heimat.

Konflikte und Steine auf dem Weg der Umsetzung des Beherbergungskonzeptes seien wohl unvermeidbar, sagte die Mitbegründerin des Bürgernetzwerkes „Merret reicht’s – Aus Liebe zu Sylt“, Birte Wieda, am Dienstag. „Aber die Insel ist wieder auf Kurs und kann eine historische Chance wahrnehmen.“ Der Beschluss des Ausschusses sei der erste und entscheidende Schritt für eine lebendige, liebens- und lebenswerte Zukunft auf Sylt. „Dieses einstimmige Votum hat Kraft und ist die Grundlage für alles weitere.“

Nach Angaben Wiedas unterstützen Kreis und Land den Sylter Kurswechsel. „Wir sind auf dem richtigen Weg und können mit unserem Vorgehen vielleicht sogar eine Vorreiterrolle für die touristische Entwicklung in der Region und in ganz Schleswig-Holstein wahrnehmen“, sagte Wieda weiter.

Zu der Gemeinde Sylt gehören Westerland, Rantum, Archsum, Keitum, Morsum, Munkmarsch und Tinnum. Für die anderen Inselorte wie List oder Kampen gilt das Konzept zunächst nicht. Häckel sagte, er werde die anderen Inselbürgermeister in der nächsten Bürgermeisterdienstversammlung über den Weg der Gemeinde informieren – „bislang hatten die Inselbürgermeister schauen wollen, wie sich die Gemeinde Sylt aufstellt“.

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