Nach Jamal-Gala gegen England: Hansi Flick adelt Musiala - rüffelt aber anderen Bayern-Star
Deutschland holt in London nach einer spektakulären zweiten Halbzeit ein 3:3 gegen England. Hansi Flick und Joshua Kimmich sind alles andere als zufrieden. Nur einer wird richtig gelobt. Die Stimmen.
München/London - Deutschland trennt sich zum Abschluss der Nations League 3:3 (0:0) von England. Vor 78.949 Zuschauern im Wembley-Stadion hatten Routinier Ilkay Gündogan (53./Foulelfmeter) und Kai Havertz (67.) das DFB-Team vermeintlich sicher in Führung geschossen.
Doch Luke Shaw (72.), Mason Mount (75.) und Kapitän Harry Kane (83./Foulelfmeter) drehten das Spiel zunächst binnen elf Minuten, ehe Havertz (87.) mit seinem zweiten Treffer zum Abschluss der Nations League zumindest noch einen Punkt rettete. Doch: Welche Erkenntnisse bleiben aus dem Härtetest für die Fußball-WM 2022 in Katar (20. November bis 18. Dezember 2022)?
Bundestrainer Hansi Flick kritisierte nach der Partie unter anderem die Außenstürmer um Serge Gnabry vom FC Bayern. Für Münchens Joshua Kimmich war indes der Leistungsabfall nach dem 0:2 „unerklärlich“. Der Schwabe sah auch Engländer, „die nicht mitgespielt haben“. Routinier Ilkay Gündogan (Manchester City) konzentrierte sich in seiner Analyse dagegen auf die „Performance“ der deutschen Nationalmannschaft. IPPEN.MEDIA fasst die Stimmen zum Länderspiel von RTL zusammen:
Bundestrainer Hansi Flick nach dem Spiel über ...
... das Länderspiel in England: „Die erste Halbzeit war ausgeglichen. Die zweite Halbzeit haben wir es 20 Minuten ganz gut gemacht und verdient geführt. Dann haben wir einfach ein paar individuelle Fehler gemacht und schnell drei Tore bekommen. Das darf nicht passieren, dass wir solch eine 2:0-Führung wieder hergeben. Wenn wir was Positives mitnehmen wollen: Sie sind wieder zurückgekommen. Es war ein guter Test.“
... Bayerns Jamal Musiala: „Er hat heute in vielen Situationen gezeigt, was ihn auszeichnet. Das brauchen wir. Wenn er dribbelt, hast du eine andere Spielsituation, der Gegner ist offen. Dann hast du Räume, in die du reingehen kannst. Das ist einfach das, was Jamal auszeichnet.“

... Fehler vor den ersten beiden Gegentoren in London: „Wir kommen zu spät. Ballentfernt ist so eine Sache. Die Freiräume für den Gegner wollten wir ballentfernt gut abdecken. Da brauchst du die Außenstürmer, die ihre Seiten in solchen Situationen auch abdecken. Das war in beiden Situationen nicht der Fall.“ (Anmerk. d. Red.: Zum Zeitpunkt des 0:1 und 0:2 hatte Serge Gnabry FCB-Kollege Leroy Sané auf den Außen ersetzt. Timo Werner war zweiter Flügelstürmer.)
... über Verbesserungspotenzial im DFB-Team: „Wir müssen konsequenter in Eins-gegen-eins-Situationen sein. Sowas muss man verteidigen. Das war auch schon gegen Ungarn so. Daran müssen wir arbeiten.“
... die knappe Vorbereitungszeit auf die Winter-WM in Katar: „Wir haben Möglichkeiten, jeden einzelnen Spieler digital reinzuholen. Wir besprechen Dinge zum Beispiel über Zoom. Das werden wir auch machen, und sie so abholen. In Oman (Kurztrainingslager, d. Red.) werden wir dann viele Dinge noch angehen, um im ersten Spiel gegen Japan gut vorbereitet zu sein. Wir sind zuversichtlich. Ansonsten können wir zu Hause bleiben. Wenn wir uns treffen im November und unseren 26-Mann-Kader zusammen haben, bin ich überzeugt, dass alle heiß sein werden.“
Joshua Kimmich (Deutschland und FC Bayern) nach dem Spiel über ...
... über das Länderspiel in England: „Wir hatten hier alles im Griff, führen 2:0. Die Engländer haben nicht wirklich mitgespielt, sondern nur auf Konter gespielt. Nach dem 2:0 werden wir zu passiv, schieben nicht mehr richtig durch, haben nicht mehr den Mut, gegen den Ball zu spielen. Es ist eigentlich unerklärlich, weil die Engländer nicht wirklich mitspielen wollten. (...) Das in der zweiten Halbzeit darf nicht passieren, da geben wir das Spiel komplett aus der Hand.“
... seine Erwartungen an die Fußball-WM 2022: „Jeder Spieler von uns hat jetzt noch sechs Wochen Zeit, um sich ein gutes Gefühl zu holen. Und dann werden wir angreifen.“
Kai Havertz (Deutschland und FC Chelsea) nach dem Spiel über ...
... das Spiel im Wembley-Stadion von London: „Jetzt gilt es einfach zu schauen, was wir hätten besser machen können. Wir haben nun sechs Wochen, um uns vorzubereiten. Vielleicht war es ein gutes Spiel, um zu lernen, was wir falsch gemacht haben.“
Ilkay Gündogan (Deutschland und Manchester City) nach dem Spiel über ...
... das Abschneiden in der Nations League: „Wir haben sicher nicht so performt, wie wir es uns vorgestellt hatten. Gerade gegen Ungarn. Zwanzig Minuten haben wir gezeigt, dass wir auf allerhöchstem Niveau spielen können. Bei einer WM hast du nicht solch ein Zeitfenster, um Fehler wieder gutzumachen. Da müssen wir über 90 Minuten konstant sein.“

Bundestrainer Hansi Flick vor dem Spiel gegen England über ...
... Erwartungen nach der Niederlage gegen Ungarn (0:1) am vergangenen Freitag: „Dass wir anders auftreten als in Leipzig in der ersten Halbzeit. Die zweite Halbzeit war besser, wenn nicht top. Wir haben gegen einen tiefstehenden Gegner wenige Chancen rausgespielt. Auch wenn Ungarn das gut gemacht hat. Heute geht es darum, dass die Mannschaft die Überzeugung zeigt, dass sie das Spiel gewinnen will. Das will ich sehen.“
... einen Wechsel in der Viererkette: „Wir haben gesagt, dass wir die Viererkette belassen wollen. Deswegen nur eine Änderung mit Nico Schlotterbeck. Es geht um Abläufe. Wir haben die Dinge trainiert und hoffen, dass wir ein gutes Kettenverhalten gegen die starken Offensiven (von England, d. Red.) umsetzen können.“
... die Diskussionen und den Bankplatz um Bayern-Star Thomas Müller: „Für mich sind das keine Diskussionsfragen. Thomas gibt der Mannschaft so viel. Er ist ein erfahrener Spieler, der die Mannschaft unterstützt. Jamal (Musiala) und Kai (Havertz) sind sehr gute Fußballer, die uns guttun. Für mich stellt sich die Frage Thomas Müller überhaupt nicht.“
... Erwartungen an Jamal Musiala vom FC Bayern: „Wir haben eben nochmal kurz gesprochen. Es geht darum, dass er Spaß am Fußball hat. Er will immer den Ball, weiß, was in der nächsten Situation zu tun ist. Intuitiv hat er es einfach drauf.“ (pm)