Am Nachmittag, so teilte es Werder Bremen später mit, sollten eingehende Untersuchungen folgen. Was genau sich Christian Groß zugezogen hat und wie lange er möglicherweise ausfällt, ist noch nicht bekannt. Klar ist nur, dass der 32-Jährige während des kommenden Auswärtsspiels bei Dynamo Dresden fehlen wird, was allerdings nichts mit der unglücklichen Szene aus dem Training, sondern mit einer ebenfalls unglücklichen Szene aus dem Nordderby gegen den Hamburger SV (0:2) zu tun hat.
In der 31. Minute war Groß am Samstagabend beim Stand von 0:1 nach einem Rückpass auf den Hamburger Torhüter Daniel Heuer Fernandes zugestürmt, um diesen im Strafraum unter Druck zu setzen, was, nun ja, zumindest nicht im geplanten Sinne gelang. Christian Groß holte den Keeper an der Grundlinie per rüder Grätsche von den Beinen und sah dafür völlig zurecht die Gelb-Rote Karte von Schiedsrichter Sascha Stegemann, nachdem er bereits früh für ein Foul an Robert Glatzel verwarnt worden war (5.). Eine Szene, für die irgendwann einmal das Wort „Bärendienst“ Einzug in die Fußballsprache gefunden hatte, denn seine eigene Mannschaft hatte der Routinier damit auf unnötigste Art und Weise geschwächt.
„Er wollte ein Zeichen setzen, aber im Wissen, dass du schon eine Gelbe Karte gesehen hast, darfst du so etwas einfach nicht machen“, kritisierte Markus Anfang, Trainer von Werder Bremen, nach dem Spiel. Groß sei in der Kabine „total geknickt“ gewesen, „denn er weiß ja selbst, dass es ein Fehler war“. Und trotzdem: In Summe war Anfang nicht einverstanden mit dem Platzverweis, weil er Groß‘ erstes Vergehen an Glatzel als zu hart bewertet einschätzt: „Wenn das der Maßstab ist, hätte der Schiedsrichter 15 bis 20 Gelbe Karten zeigen müssen.“ Diese Linie habe Stegemann in der Folge aber nicht konsequent durchgezogen.
Für Groß war es übrigens schon die zweite Gelb-Rote Karte innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit, mit der er Werder Bremen vor echte Probleme stellte. Zur Erinnerung: Am vorletzten Spieltag der vergangenen Bundesliga-Saison war der Mittelfeldspieler in Augsburg kurz nach Beginn der zweiten Hälfte vom Platz geflogen, wonach Werder völlig den Faden und letztlich auch das so wichtige Spiel im Kampf um den Klassenerhalt verlor – 0:2. Im Nachgang war die Szene damals allerdings deutlich mehr Trainer Florian Kohfeldt angelastet worden, der den bereits verwarnten Groß in der Halbzeitpause nicht ausgewechselt hatte. Am Samstag lag die Schuld ganz allein bei Groß. (dco) Auch interessant: Am Rande des Nordderbys: Logen-Eklat um Werder-Legende Tim Wiese!