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Christian Groß fällt lange aus - ein Schock für Werder, eine Chance für Ilia Gruev

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Von: Carsten Sander, Daniel Cottäus

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Diese Nachricht tut weh: Der SV Werder Bremen muss aufgrund einer Knieverletzung für längere Zeit auf Defensiv-Allrounder Christian Groß verzichten.
Diese Nachricht tut weh: Der SV Werder Bremen muss aufgrund einer Knieverletzung für längere Zeit auf Defensiv-Allrounder Christian Groß verzichten. © gumzmedia

Bremen – Die Diagnose ist da – und sie ist nicht gut ausgefallen für Christian Groß. Der Mittelfeldspieler hat sich am Tag nach der Nordderby-Niederlage gegen den Hamburger SV schwer am rechten Knie verletzt. Nach Untersuchungen am Sonntag und Montag teilte der SV Werder Bremen mit, dass der 32-Jährige operiert werden muss, der Eingriff werde eine „längerfristige“ Pause nach sich ziehen. Nähere Angaben zur Art der Verletzung und Dauer der Auszeit macht der Club nicht. Unter „längerfristig“ ist fraglos aber ein Zeitraum von mehreren Wochen, vielleicht sogar Monaten zu verstehen.

„Das ist eine schlechte Nachricht für uns. In den letzten Wochen wurde deutlich, welchen Stellenwert Grosso für unsere Mannschaft hat. Wir hoffen, dass der Eingriff gut verläuft und er schnell wieder auf den Platz zurückkehren kann“, erklärt Werders Cheftrainer Markus Anfang in einer Mitteilung des Clubs. Dass Werder Bremen auf die neue Situation mit der Nachverpflichtung eines aktuell vertragslosen Spielers reagiert, ist eher unwahrscheinlich.

Für Christian Groß war das Wochenende schon vor dem lockeren Training am Sonntagvormittag ein schwarzes gewesen. Beim 0:2 gegen den Hamburger SV, jenem Club, bei dem der gebürtige Bremer zwischen 2006 und 2011 ausgebildet worden war, hatte er schon nach 31 Minuten die Gelb-Rote Karte gesehen. Selbst verschuldet und dumm war die Aktion. Pures Pech aber, was am Tag darauf folgte. Ein Zweikampf im Training, eine blöde Bewegung – schon war es passiert. Für Groß ist es die dritte schwere Knieverletzung in seiner Karriere. 2011 hatte er einen Kreuzbandriss erlitten, 2016 war erneut ein Kreuzband betroffen. Einmal fehlte er sieben Monate, einmal 14 Wochen.

Bitter! Werder Bremen muss lange auf Christian Groß verzichten

Werder Bremen steht durch den Groß-Ausfall vor einem großen Problem, denn für die „Sechs“ gibt der Kader nur wenige auf der Position ausreichend erprobte Spieler her. Nicolai Rapp wurde vor der Saison für diese Planstelle verpflichtet, er könnte jetzt auf den freien Posten rutschen. Dann täte sich aber auf den Halbpositionen, wo Rapp die vergangenen Spiele absolvierte, eine Lücke auf. Andere Lösungen auf der „Sechs“ wären Manuel Mbom oder Ilia Gruev. Letzterer hat am Wochenende sein Karriere-Highlight erlebt und als Ersatz für Groß knapp 60 Minuten auf dem Platz gestanden. „Für Ilia war es die bis jetzt längste Spielzeit, die er je in einer Profi-Mannschaft bekommen hat“, sagte Trainer Markus Anfang und urteilte: „Ich finde, dass er es gut gemacht hat.“

Gruev, 21 Jahre alt und bulgarischer Nachwuchs-Nationalspieler, hatte zu Jahresbeginn mit einer Ein-Minuten-Vorstellung gegen den FC Augsburg (2:0) sein Profi-Debüt gegeben, in der Bundesliga kamen keine weiteren Spielminuten mehr dazu, dafür nach dem Abstieg aber zwei Einwechslungen mit elf und 15 Minuten Spielfeldpräsenz – plus der vergangene Samstagabend. Die Leistung des zwar 1,85 Meter großen, aber doch etwas schmächtig wirkenden Mittelfeldspielers gegen den HSV bewertete Clemens Fritz als „sehr engagiert. Man hat gesehen: Er wollte es richtig gut machen. In den Zweikämpfen hat er sich nichts gefallen lassen.“ Der Leiter Profi-Fußball will Markus Anfang nun gewiss nicht reinreden, sieht in der Groß-Verletzung für Gruev aber „die Chance, sich zu zeigen“.

Reagiert Werder Bremen auf den Ausfall von Christian Groß mit einem Transfer?

Denkbar wäre es auch, dass Werder Bremen einen aktuell vertragslosen Mann fürs Mittelfeld verpflichtet. Auf dem Markt sind immerhin so prominente Namen wie Gonzalo Castro (34/zuletzt VfB Stuttgart) oder Nabil Bentaleb (26/zuletzt Schalke 04), den die Bremer lange verpflichten wollten, als er noch Ablöse kostete. Jetzt wäre er so zu haben. Auch der kosovarische Nationalspieler Idriz Voca (24/zuletzt Ankaragücü, davor FC Luzern), dessen Name schon einmal im Werder-Dunstkreis aufgetaucht war, wäre zu haben.

Doch bei Werder Bremen gehen die Gedanken nicht in diese Richtungen. Grund: Bis ein vertragsloser Spieler, der seit vier Monaten nur individuell trainiert und keine Wettkampfpraxis hat, wieder spielfit und einsatzfähig ist, vergehen mehrere Wochen. Und das Budget lässt auch kaum Spielraum für eine prominente Nachverpflichtung. (csa)

Weiter zur letzten Meldung vom 19. September 2021:

Auf unnötigen Platzverweis folgt Trainingsabbruch: SV Werder Bremen in Sorge um Christian Groß

Bremen – Ein handelsüblicher Zweikampf im Training war am Sonntagvormittag der Grund dafür, dass das ohnehin missratene Wochenende von Christian Groß noch eine negative Steigerung erfuhr. Werder Bremens Mittelfeldspieler ging zu Boden, musste auf dem Platz behandelt werden, hielt sich dabei immer wieder das rechte Knie und wurde letztlich mit dem Golfcart zurück in Richtung Stadion gefahren.

Am Nachmittag, so teilte es Werder Bremen später mit, sollten eingehende Untersuchungen folgen. Was genau sich Christian Groß zugezogen hat und wie lange er möglicherweise ausfällt, ist noch nicht bekannt. Klar ist nur, dass der 32-Jährige während des kommenden Auswärtsspiels bei Dynamo Dresden fehlen wird, was allerdings nichts mit der unglücklichen Szene aus dem Training, sondern mit einer ebenfalls unglücklichen Szene aus dem Nordderby gegen den Hamburger SV (0:2) zu tun hat.

Christian Groß sieht im Spiel von Werder Bremen gegen den HSV die Gelb-Rote Karte

In der 31. Minute war Groß am Samstagabend beim Stand von 0:1 nach einem Rückpass auf den Hamburger Torhüter Daniel Heuer Fernandes zugestürmt, um diesen im Strafraum unter Druck zu setzen, was, nun ja, zumindest nicht im geplanten Sinne gelang. Christian Groß holte den Keeper an der Grundlinie per rüder Grätsche von den Beinen und sah dafür völlig zurecht die Gelb-Rote Karte von Schiedsrichter Sascha Stegemann, nachdem er bereits früh für ein Foul an Robert Glatzel verwarnt worden war (5.). Eine Szene, für die irgendwann einmal das Wort „Bärendienst“ Einzug in die Fußballsprache gefunden hatte, denn seine eigene Mannschaft hatte der Routinier damit auf unnötigste Art und Weise geschwächt.

„Er wollte ein Zeichen setzen, aber im Wissen, dass du schon eine Gelbe Karte gesehen hast, darfst du so etwas einfach nicht machen“, kritisierte Markus Anfang, Trainer von Werder Bremen, nach dem Spiel. Groß sei in der Kabine „total geknickt“ gewesen, „denn er weiß ja selbst, dass es ein Fehler war“. Und trotzdem: In Summe war Anfang nicht einverstanden mit dem Platzverweis, weil er Groß‘ erstes Vergehen an Glatzel als zu hart bewertet einschätzt: „Wenn das der Maßstab ist, hätte der Schiedsrichter 15 bis 20 Gelbe Karten zeigen müssen.“ Diese Linie habe Stegemann in der Folge aber nicht konsequent durchgezogen.

Christian Groß sah auch im Spiel von Werder Bremen gegen Augsburg Gelb-Rot

Für Groß war es übrigens schon die zweite Gelb-Rote Karte innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit, mit der er Werder Bremen vor echte Probleme stellte. Zur Erinnerung: Am vorletzten Spieltag der vergangenen Bundesliga-Saison war der Mittelfeldspieler in Augsburg kurz nach Beginn der zweiten Hälfte vom Platz geflogen, wonach Werder völlig den Faden und letztlich auch das so wichtige Spiel im Kampf um den Klassenerhalt verlor – 0:2. Im Nachgang war die Szene damals allerdings deutlich mehr Trainer Florian Kohfeldt angelastet worden, der den bereits verwarnten Groß in der Halbzeitpause nicht ausgewechselt hatte. Am Samstag lag die Schuld ganz allein bei Groß. (dco) Auch interessant: Am Rande des Nordderbys: Logen-Eklat um Werder-Legende Tim Wiese!

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