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Der neue Diego: Werder-Legende ist auch nach der Profi-Karriere sehr präsent

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Von: Hans-Günter Klemm

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Diego beendete im November 2022 seine Fußballkarriere im Trikot von Flamingo Rio de Janeiro, doch der Ex-Profi des SV Werder Bremen ist in Brasilien weiterhin ein gefragter Star.
Diego beendete im November 2022 seine Fußballkarriere im Trikot von Flamingo Rio de Janeiro, doch der Ex-Profi des SV Werder Bremen ist in Brasilien weiterhin ein gefragter Star. © Imago Images/Erica Martin

Santos – Langeweile kommt nicht auf. Im umtriebigen Fußballgeschäft in Brasilien ist Diego Ribas da Cunha präsent wie eh und je – auch nach seinem Karriereende Anfang November, kurz zuvor gekrönt vom Triumph in der Copa Libertadores, der Königsklasse in Südamerika. Der ehemalige Profi des SV Werder Bremer brilliert gleich in diversen Rollen. Im Zentrum seiner Aktivitäten steht natürlich das, „was ich liebe“, wie der inzwischen 37-Jährige mal seinen Lebensinhalt Fußball beschrieben hat. Und nun heißt es: Diego als sachkundiger Redner, Diego als Ballzauberer auf dem Hallenboden, Diego als kompetenter und beliebter Kommentator.

Eine Premiere feierte der Spielmacher, der von 2006 bis 2009 für den SV Werder Bremen 84 Bundesligaspiele absolviert hat, am vergangenen Wochenende. Erstmals nahm er an einer Veranstaltung teil, die schon Tradition hat im brasilianischen Sommer. Titel des Events, einer Mischung aus Show und Sport und beim Publikum sehr beliebt: „Reis e rainhas de drible“ – übersetzt: „Könige und Königinnen des Dribblings“. Es ist eine ungewöhnliche Art des Hallenfußballs, eine Mischform aus Freestyle und Futsal. Ein Spektakel, bei dem die Unterhaltung der Fans im Vordergrund steht, Extravaganz und Finesse mehr zählen als Effektivität.
„Es hat richtig Spaß gemacht“, bewertete Diego anschließend sein Debüt auf diesem für ihn ungewohnten Terrain. „Richtig cool“ sei es gewesen, fügte der der Techniker an, der den Showeffekt betonte: „Wir haben die Mission erfüllt. Dribbling kann einfache Momente in etwas Faszinierendes verwandeln.“ Es sei eine besondere Kunst, „Technik mit der Unberechenbarkeit des Dribblings zu kombinieren.“ Auf dem Rasen habe er aber als Profi keine Show veranstalten wollen, ihm sei der Zug zum Tor wichtiger gewesen: „Ich wollte meine Tricks und meine Technik gewinnbringend in Tore umwandeln.“

Ex-Werder-Bremen-Star Diego: „Dribbling kann einfache Momente in etwas Faszinierendes verwandeln“

Auf dem Parkett im Poliesportivo Ginasio in Sao Bernardo do Campo, einer Stadt im Bundesstaat Sao Paulo, in der Nähe von Santos, wo sein Stern damals aufging, spielte der Ex-Profi von Werder Bremen im Kreis der versierten Spezialisten somit nicht gerade die Hauptrolle. Bei der zum achten Mal ausgetragenen Veranstaltung, die live im Fernsehen übertragen wurde, glänzten andere. Ein gewisser Falcao, einer der weltbesten Futsal-Cracks und unter den „Königen der Fummler“ mit seinem siebten Sieg in diesem Wettbewerb fraglos der „Kaiser“. Oder ein Freestyle-Gigant wie der populäre Lucanetta, der perfektioniert hat, den Ball im Nacken oder auf dem Oberschenkel zu jonglieren, wenn er nicht gerade zu imposanten Beinschüssen ansetzt oder durch wieselflinke Drehungen und Wendungen die Gegner austanzt wie ein inspirierter Sambatänzer. „Falcao beherrscht diese Kunst besonders“, lobte denn auch Neuling Diego den alten Hasen, der zum besten Spieler gekürt wurde.

Aus Sicht von Diego stand dieser leider im gegnerischen Team, das von einer Fußballerin angeführt wurde: Debinha, 129 Länderspiele für die Selecao, wohlgemerkt auf dem Großfeld. In Brasilien ist sie eine Nummer wie Neymar bei den Männern. Die Rekordschützin wird die Nationalelf bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland im Juli anführen. Team Debinha gewann mit 21:5 gegen Team Diego, wobei ein Blick auf die besonderen Regeln gestattet sein darf: drei Feldspieler plus Torwart in einem Team; Tricks werden höher bewertet als Tore; für einen Treffer gibt es einen Punkt, für ein sehenswertes Dribbling gleich drei; Fallrückzieher und Seitfallzieher werden ebenfalls punktemäßig höher eingestuft. Der frühere Star von Werder Bremen traf mehrfach, wobei einem seiner Tore sogar der Schönheitspreis des Tages verliehen wurde. „Brasilianischer Instinktfußball“, schwärmte am Ende Debinha. Die Fans waren wieder mal entzückt. Nicht nur weil der Eintrittspreis für die Show der Extraklasse traditionell recht günstig war. Das Ticket erwirbt jeder, der vorher im örtlichen Supermarkt eine Spende abgibt im Wert von einem Kilo Lebensmittel.

Ex-Werder-Bremen-Star Diego über seinen Auftritt in der TV-Show: „Ich habe versucht, es zu genießen“

Beim „richtigen Fußball“ hatte Diego zuvor allerdings noch einen besseren Eindruck hinterlassen. Als Co-Kommentator beim TV-Riesen Globo gab der frühere Mittelfeldstar von Werder Bremen ein bemerkenswertes Debüt bei der Weltmeisterschaft in Katar. „Eine der angenehmsten Überraschungen der WM“, urteilte das Internet-Portal UOL. Diego glänzte vor Kamera und Mikrofon. Schon bei der Sensation, dem Sieg von Saudi-Arabien gegen den späteren Weltmeister Argentinien, trumpfte er mit seinem Wissen und seiner Gabe auf, sachkundige Inhalte in verständlicher Form an das TV-Publikum zu vermitteln.

„Ich habe versucht, es zu genießen“, sagte er nach seinem Fernsehauftritt. „Es war schon eine große Herausforderung für mich.“ Viel Zeit, sich intensiv auf den neuen Job vorzubereiten, war dem Quereinsteiger nicht vergönnt gewesen. Erst im September, als Diego noch für Flamengo Rio de Janeiro spielte, erhielt er die Anfrage der TV-Anstalt. Nach kurzer Bedenkzeit sagte er zu. Globo engagierte ihn, gab ihm einen Kurzzeit-Vertrag. Diego bestand die vereinbarte Probezeit mit Bravour, machte eine gute Figur. Als Experte vermochte er Hintergrundwissen zu vermitteln. So erzählte er bei der Partie zwischen Kanada und Belgien seine persönliche Geschichte mit Belgiens Superstar Kevin de Bruyne. Die beiden Ex-Profis von Werder Bremen haben mal gemeinsam für den VfL Wolfsburg gespielt. 

Ex-Werder-Bremen-Profi Diego nicht nur als Fußballer, sondern auch als Gastredner gefragt

Die TV-Macher waren begeistert, die Fußballfreunde vor der Mattscheibe auch. Die Globo-Bosse ließen durchblicken: Diego darf wiederkommen. Eine weitere Karriere winkt, denn der Ex-Bremer ist zudem auch als Gastredner beliebt, tritt bei diversen Veranstaltungen auf. Quasi als Motivator. Dabei liest er gerne auch aus seinem Buch „Wendepunkte“ , einem Ratgeber fürs Leben. Über Instagram lässt er die ganze Welt daran teilhaben – auch an seinem Familienleben. Langeweile kommt auch da nie auf. (hgk)

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