„Es tut weh, sowas zu sehen“ - Werder-Neuzugang Philipp spielte einst in Russland und blickt sorgenvoll auf den Krieg in der Ukraine

Maximilian Philipp spielte einst für Dynamo Moskau in Russland. Das war noch vor dem Ukraine-Krieg. Jetzt spricht der Neuzugang des SV Werder Bremen darüber, wie er die Geschehnisse in Russland und der Ukraine wahrnimmt.
Bremen – Schon als Maximilian Philipp nach Russland wechselte, war die politische Lage alles andere als stabil. Damals, im August 2019, wurden die Streitigkeiten mit der Ukraine aber gern noch als Konflikt bezeichnet. Seit knapp einem Jahr hat sich das geändert. Ende Februar 2022 erfolgte ein groß angelegter Angriff der russischen Armee, seither befinden sich die Länder endgültig im Krieg. Und der neue Leihspieler des SV Werder Bremen, der etwas mehr als ein Jahr bei Dynamo Moskau unter Vertrag stand, leidet mit den Menschen, die seinerzeit seine Nächsten waren.
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Werder Bremens Neuzugang Maximilian Philipp wünscht sich ein ganz baldiges Ende des Krieges
„Dass das eine Katastrophe ist, das wissen wir alle“, sagt Philipp mit leiser Stimme. „Natürlich habe ich ab und zu mit den Jungs geschrieben. Die sind auch alle völlig schockiert.“ 29 Pflichtspiele hat Philipp für den Traditionsverein aus der osteuropäischen Hauptstadt absolviert, für den einst auch der frühere Stürmer von Werder Bremen Wladimir Bestschastnych oder Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi aufliefen. Der damalige Kader bestand - wie im Fußball üblich - aus Akteuren verschiedener Nationen. Und natürlich spielten auch Russen und Ukrainer gemeinsam, ehe sich ihre Heimatländer bekriegen sollten. Schon weit vor der politischen Eskalation zog Maximilian Philipp weiter und wechselte 2020 zum VfL Wolfsburg.
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Geblieben sind Verbindungen zu früheren Teamkollegen. „Sie arbeiten in dem Land, kommen zum Teil aus dem Land. Einige haben die Chance genutzt, um rauszukommen“, schildert der 28-jährige Neuzugang von Werder Bremen. „Mit Ivan Ordets spielt jetzt auch ein Freund von mir beim VfL Bochum. Mit ihm habe ich regelmäßig Kontakt, und er fühlt sich sauwohl hier in Deutschland. Für ihn ist die Situation aber natürlich noch einmal besonders, weil er Ukrainer ist.“ Wie die meisten Menschen wünscht sich auch Maximilian Philipp, dass der Krieg schleunigst ein Ende hat. „Es tut natürlich weh, sowas zu sehen und mitzuerleben – gerade wenn du Menschen kennst, die persönlich betroffen sind“, erklärt er. „Sagen wir so: Die Jungs sind nicht begeistert, aber was sollen sie großartig machen?“
Maximilian Philipp von Werder Bremen dachte 2020 bei Dynamo Moskau ans Karriereende
Für den Neu-Bremer ist der Blick auf die Zeit in Moskau aber auch noch aus einem anderen Grund von großer Bedeutung. Es war die Phase, in der er ernsthaft an ein Karriereende dachte. Im besten Fußballeralter. „Aus der Situation habe ich gelernt, damals kam vieles zusammen“, erinnert sich der Offensivmann des SV Werder Bremen. „Durch Corona war es damals kaum möglich, zu meiner Familie nach Deutschland zu reisen oder selbst Besuch zu erhalten. Ich brauche meine Familie aber um mich.“ Und so kam eines zum anderen. „Natürlich war das eine Kurzschlussreaktion, die so nicht mehr vorkommt. In dem Moment war mir alles zu viel: Corona, dann auch noch eine Verletzung am Arm, wegen der ich kurzfristig ausgefallen bin und weniger gespielt habe. Da passiert dann auch mal sowas“, meint Maximilian Philipp rückblickend. „Ich war jung und habe das gesagt, weil ich ehrlich darüber nachgedacht habe. Aber mittlerweile kommt das gar nicht mehr infrage für mich.“ (mbü)