Wachablösung in Werders Dreierkette: Stark hat Veljkovic vorerst aus der Abwehrzentrale verdrängt

Beim SV Werder Bremen stand Milos Veljkovic zuletzt zweimal nicht in der Startelf und wurde von Niklas Stark verdrängt. Jetzt muss sich der Serbe im Training neu beweisen, während Stark vorerst gesetzt sein dürfte. Verständlich, angesichts der jüngsten Leistungen des Hertha-Neuzugangs.
Bremen – Bei den Komplimenten geht es den Abwehrspielern ja ähnlich wie den Torhütern: Steht hinten die Null, dann kann der Arbeitstag kein allzu schlechter gewesen sein. Nun kam der SV Werder Bremen auch beim jüngsten Heimsieg gegen den VfL Wolfsburg nicht ohne Gegentreffer aus, nach dem 2:1-Erfolg gab es für die Verteidigung dennoch allerlei warme Worte. Insbesondere Niklas Stark heimste viel Lob ein, Clemens Fritz als Leiter Profifußball schwärmt im Gespräch mit der DeichStube: „Man hatte einfach immer ein gutes Gefühl, wenn es zu einer Zweikampfsituation mit ihm kam.“ Das ging offenkundig auch Starks Mitspielern so, denen er auch schon zuvor gegen Union Berlin in puncto Sicherheit und Unaufgeregtheit ein Vorbild war. Der formstarke 27-Jährige macht seine Sache sogar so gut, dass er Abwehrchef und Vize-Kapitän Milos Veljkovic erst einmal auf die Bank verdrängt hat.
Niklas Stark selbst nimmt die jüngste Entwicklung bei Werder Bremen mit aller gebotenen Demut zur Kenntnis. Quasi ähnlich cool, wie er sich momentan auch auf dem Platz präsentiert. „Was heißt verdrängt?“, fragt er deshalb im Interview mit Radio Bremen mit Blick auf das Duell mit Kollege Veljkovic. „Gerade ist es halt so, dass der Trainer mal umgestellt hat. Das funktioniert derzeit ganz gut. Milos hat trotzdem einen guten Job gemacht, ist auch im Training sehr präsent.“
Niklas Stark bei Werder Bremen gegen Wolfsburg mit herausragender Leistung
Dass Niklas Stark derart geerdet spricht, ist kein Zufall. Einerseits war er einst Kapitän bei seinem Ex-Verein Hertha BSC und weiß deshalb, wie wichtig die Wirkung sorgfältig gewählter Sätze sein kann. Andererseits hat er es während der ersten Saisonhälfte selbst erlebt, wie es ist, wenn man hart arbeitet, aber hinterher trotzdem auf der Bank sitzt. Der Ex-Berliner machte nie einen Hehl daraus, dass er nach seinem Wechsel zu Werder Bremen eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigte und für jede Hilfe seiner Mitspieler dankbar war. Das hat sich ausgezahlt. „Er ist angekommen, aber das war er auch schon vorher“, meint Fritz und denkt dabei an gute Auftritte vor der WM-Pause. Der vergangene Samstag war aber zweifelsfrei das bisherige i-Tüpfelchen. „Gegen Wolfsburg hat er ein richtig starkes Spiel gemacht, war total präsent und sehr aktiv in den Zweikämpfen“, hat Fritz beobachtet, der aber auch den Rest des Teams nicht außer Acht lassen will. „Alle hatten diesen unbändigen Willen, das Tor zu verteidigen. Natürlich wurde es hintenraus nochmal spannend, und sicherlich hätten wir gerne zu null gespielt, aber für uns ging es in erster Linie um die drei Punkte.“
Zu den Bremer Profis, die den Sieg letztlich über die Ziellinie brachten, gehörte dann auch Milos Veljkovic wieder. Zehn Minuten vor Schluss ersetzte er den ausgelaugten Jens Stage. Was für den serbischen Nationalspieler äußerst ungewöhnlich ist, vor allem in den vergangenen Jahren stand er schließlich fast immer in der Startelf von Werder Bremen, wenn er denn gesund und fit war. Nun macht der WM-Teilnehmer auf der Bank eine neue Erfahrung – ob sie ihm nun gefällt oder nicht. „Es ist immer schwierig, das zu akzeptieren, denn jeder Spieler will natürlich spielen“, weiß Clemens Fritz aus eigener Erfahrung nur zu gut. „Das Entscheidende ist aber, dass man sich über gute Trainingsleistungen anbietet. Und ich fand, dass Milos seine Sache auch sehr gut gemacht hat, als er dann ins Spiel gekommen ist. Auch da war sofort die nötige Präsenz da.“
Niklas Stark freut sich über den Konkurrenzkampf bei Werder Bremen mit Milos Veljkovic und Co.
Zumal Milos Veljkovic ja auch lange genug im Geschäft ist, um zu wissen, dass sich die Verhältnisse sehr schnell wieder umkehren können. Und auch Niklas Stark denkt trotz der jetzigen Wachablösung in der Dreierkette des SV Werder Bremen nicht langfristiger als nötig. „Im Moment ist es so – und wenn es mal wieder andersherum ist, dann unterstütze ich ihn genauso wie er mich jetzt unterstützt“, sagt der frühere Nationalspieler, dem der Konkurrenzkampf mit Veljkovic, Kapitän Marco Friedl und Amos Pieper spürbar gefällt. „Wir sind ein Team und darum geht es. Wir sind vier sehr gute Innenverteidiger da hinten drin. Wenn wir alle den Job so gut machen, dann wird es für jeden Einzelnen von uns schwierig, in der Startformation zu stehen. So sollte es auch sein.“
Bekanntlich hätten sie interne Wettrennen dieser Art bei Werder Bremen gern auf mehreren Positionen. So richtig klappen tut das nicht. In der letzten Kette dafür umso mehr. Und deshalb sollte jeder Akteur der Defensivreihe, das findet Niklas Stark, auch stolz auf Erfolge wie gegen Wolfsburg sein. Reservistenrolle hin oder her. „Wenn wir ein gutes Spiel machen, ist jeder daran beteiligt, auch wenn er dann mal vielleicht auf der Bank sitzt“, betont Stark. Wenn der 27-Jährige so weitermacht wie zuletzt, dürfte er selbst kaum zum Zuschauer werden. (mbü)